Südamerika Reise 3 (Ecuador: Cuenca, Baños, Quilotoa, Quito)

Ausblick vom Hausvulkan Quitos


3. August

Die (streckenmässig) längste Reiseetappe mit 1000 Kilometern vergeht angenehm flott. 
Am Folgetag um 3 Uhr nachmittags sitze ich schon in Piura, einer kleinen Wüstenstadt im Norden Perus. Generell ist die gesamte Küstengegend sehr wüstenähnlich finde ich.


Typische vorbeirauschende Landschaften

Nun hat sogar dieses Kaff mehrere Terminals, also muss ich erst auf die Suche nach dem Richtigen gehen, das mich nach Cuenca in Ecuador weiterbringen kann.
Und hier passiert es mir das erste Mal, dass Menschen, die ich um Informationen bitte unfreundlich zu mir sind. Trotzdem bin ich froh aus dem riesigen Lima wegzukommen und in einem kleinen Kaff-Terminal zu warten.
Und genau das mache ich. Denn die Busgesellschaft, die nach Ecuador fährt, hat gerade Pause. Also sitze ich und warte. Neben mir ist ein junger Hippie-Typ der Gitarre spielt, also es gibt schlechtere Orte!
Im Gegensatz zu Peru kann man hier die Grenze nachts überqueren, also um 1 Uhr morgens werden wir voraussichtlich dort einen Stopp einlegen.
Bevor der Bus geht, sehe ich mir noch die Stadt an. Und einmal mehr freue ich mich über die Wegwerf-SIM, die man an jeder Ecke bekommt. So kann man sich einfach irgendwo in der Stadt treiben lassen und dann mit Google Maps zurückfinden.


Sieht gar nicht so wüst aus im Zentrum. Aber angenehmes Klima!

Hier in der Wüste ist es endlich wieder einmal angenehm warm, T-Shirt Wetter. Das hatte ich kaum, seit ich aus San Ignacio weg bin. Und ich habe es vermisst. Berge sind toll, aber im Winter ist es doch eher kühl dort. Wobei nicht wirklich kalt im Vergleich zu einem Winter in Europa.
Zurück am Terminal quatsche ich mit dem Gitarristen von vorhin. Er ist Chilene und hat als Volontär in Peru gearbeitet und wird jetzt in Ecuador weitermachen. Aber anders als ich hat er wirklich kein Geld und verhandelt hart mit der Agency, um für seine letzten Groschen nach Ecuador zu kommen.
Wir hocken im Bus nebeneinander und reden über Gott und die Welt (wortwörtlich). Ergebnis: Chilenen haben den mit Abstand unverständlichsten Akzent aller Südamerikaner, die ich getroffen habe.
Dann kommt die erste Polizeikontrolle. Als Österreicher hat man es da wirklich einfach. Kaum ein zweiter Blick wird auf meinen Pass geworfen.
Das war die erste und harmloseste von insgesamt fünf Polizeikontrollen (exklusive Zoll). Es werden auch Koffer durchsucht und nach Drogen gefahndet.
Von 2 bis 3:30 Uhr morgens sitzen wir am Zoll. Ich dachte „Hey cool, mitten in der Nacht muss man wenigstens nicht Schlange stehen“. Tja, so täuscht man sich. Es sind Busse über Busse voller Menschen da und alle stehen Schlange. Das Prozedere ist aber kein Problem. Zum Glück!
Die Sitze im Bus sind nicht bequem, es ist die Holzklasse. Also bin ich froh, dass ich ein bisschen Schlaf finden kann.

4. August

Ecuador ist ein anderes Land. Bolivien ist wie das arme kleine Kind Südamerikas, Peru sein großer Bruder. Ecuador ist aber ein neues Niveau. Es ist viel reicher und das merkt man.
Es sind viele Kleinigkeiten, die das Gefühl ausmachen.
Zum Beispiel ist das Busterminal still, keine ruft und preist seinen Bus an. Auch hupt niemand auf den Straßen! Unglaublich. Straßenhunde? Fehlanzeige.
Alle Leute sind sehr relaxed und unglaublich nett und hilfsbereit. Ich stehe vor der Karte um herauszufinden wo ich ein Hostal suchen soll, da kommt ein Typ her und quatscht mich an. Er hat ein Hostal und bringt mich gratis hin. Es ist auch recht günstig. Also sage ich natürlich zu.
Angst zu einem Fremden ins Auto zu steigen, der dich am Terminal angesprochen hat? Nope. Ich fühle mich wirklich sicher hier.

Das Hostal ist wirklich ein Juwel. Wie eine alte italienische Villa mit Holzstatuen bei der großen, runden Treppe. Marmorboden und alte Möbel.
Ich bin es gar nicht mehr gewöhnt, nicht in irgendeiner Kaschemme abzusteigen.



Das Luxus-Hostal mit Wendeltreppe, Marmorboden und Skulpturen



Ich bin also in Cuenca. Hier werde ich zwei Tage bleiben.
Zuerst gehe ich ins Zentrum schlendern. Es ist Wahnsinn. Das ist vielleicht der extremste Kulturschock, den ich überhaupt erlebt habe. Überall saubere Straßen, schöne Kirchen, vegetarische Restaurants, elegante Kleidershops. Kein Müll auf der Straße, keine Hupen, keine Hunde. Ein angenehmes Klima.


Überall wunderschöne Gebäude


Die Kirche am Hauptplatz

Hier könnte man leben! Aber für ein Auslandsjahr war ich glücklicher mit meinem Kaff mit Sandstraßen und Hunden, laut und heiß und dreckig. Hier fühlt es sich schon eher europäisch als lateinamerikanisch an.
Frühstücken gehe ich im Cafe Austria. 

Na so was...

Es gibt Gugelhupf, Kaiserschmarrn, Schnitzel, österreichisches Frühstück.
Auch hier: Der Boden sauber und aus Holz, das Klo hübsch, mit Klobrille und Klopapier und nicht ranzig. Ich bin begeistert!

Birchermüesli im Café Austria. Ich fühle mich ein bisschen verräterisch

Oft sieht man auch tolle Schilder:
„Zeige, dass du kultiviert bist und pisse nicht daneben / wirf deinen Müll nicht weg / Knie nicht vor dem Heiligenschrein am Terminal" (das letzte fand ich amüsant).

Ecuador ist zwar schöner als Land, aber ich finde die Leute teilweise unangenehmer.
Ich wurde zweimal von alten Männern angequatscht (zugegeben, ich war in Beleitung weiblicher Freiwilliger), von einem Betrunkenen mit Steinen beworfen und mein Liebling war ein alter Mann, den ich nach dem Markt gefragt habe.

„Entschuldigen Sie, ich suche den Markt. Wo kann ich ihn finden?“
„Ahh, du suchst das“ und macht die Geste *Steck Finger in Loch*
„Ähh, nein ich suche den Markt“
„hehehe Finger in Loch hehehe“
„Okay… Danke für ihre Hilfe!“

Also so sind die Gefühle Europäern gegenüber, alles Sextouristen?
Solche Zwischenfälle sind mir in einem Jahr Bolivien und Peru nicht einmal passiert, und hier zwei Tage in Ecuador und schon fünf Vorfälle.

Am Markt angekommen genieße ich wieder einmal die Farbenpracht und die leckere Hühnersuppe.


Am Gemüsemarkt

Blumenmarkt

Obstmarkt


Hühnersuppe, wie gewohnt!

Später treffe ich zwei deutsche Freiwilligen-Mädels, deren Vorgängerin ich von meinem Vorbereitungsseminar kenne. Sie werden mir Cuenca zeigen und mich in Ecuador einführen.
Zuerst holen wir uns lokales und typisches Essen. Tamal (Maismehl mit Käse gekocht, in Maisblättern eingewickelt) und Bolas (Knödel aus Kartoffeln und Trockenfleisch). Es ist wirklich lecker!
Schade, dass Bolivien außer Salteñas und Empanadas nicht viel kulinarisches Streetfood hat.


Hübsche Flüsschen mit grünen Ufern

Schöne Gebäude

Auch die Plätze eine Augenweide

Sogar die Gehwege und Straßen sind schön! Ich wusste gar nicht, dass einen das so begeistern kann

Während dem Spazieren durch die Stadt erzählen beide Seiten von ihren Erfahrungen in dem Auslandsjahr. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Länder und Leute. Es ist wirklich interessant.
Dann gehen wir auf einen Tee zu ihnen nach Hause.

Und alter, haben die einen Schuppen. Das ist sicher so groß wie das Burscheninternat für 25 bei und gegenüber, nur hier für zwei. Sehr viel leerer Raum, der aber voller verstreutem Zeug ist.
Erneut bin ich glücklich über unser bescheidenes Leben in einer kleinen Hütte.

5. August

Wieder ein Sonntag. Was tun? In den Zoo gehen!
Zuerst aber zum Terminal. Wie man vielleicht bemerkt, verbringe ich viel Zeit auf Wegen (vor allem von und zu Terminals), aber das gehört dazu, wenn man so schnell und weit herumreist.
Dort will ich dann noch frühstücken und ein gibt eine Situation, die mich ehrlich zum Lachen bringt und wieder so gut die Unterschiede aufzeigt.

Es gibt ein paar kleine Frühstückslokale nebeneinander und ich stehe in ein bisschen Abstand und vergleiche Angebote und Preise.
Der Anwerber winkt mir stumm zu und zeigt auf der Tafel auf die verschiedenen Frühstücks-Menüs. Ich deute „wie viel?“. Er deutet auf den Preis. Hmmm... ich zögere und sehe mich noch um. Da wittert die Konkurrenz natürlich ihre Chance. Links und rechts neben dem Shop winken mir jetzt fanatisch die anderen Anwerber zu und preisen, ohne einen Ton von sich zu geben, ihre Menüs-Palette an. Alle wollen die anderen ausstechen und den Kunden gewinnen.
Und ich muss wirklich beginnen zu lachen, weil es alles in Stille passiert und in vollem Ernst.
Meine Erfahrungen sind eher so: Auch ein Ausstechen der verschiedenen Cafe Besitzer, aber es gewinnt, wer die voluminösere Stimme hat. Als viel Gebrüll.

Schlussendlich kaufe ich aber nur ein paar Brote beim Bäcker. Die Frühstücke hier sind nämlich sehr deftig. Hühnersuppe und Reis mit Fleisch. Das ist für mich mehr ein Mittagessen. Naja ist es hier eigentlich eh auch, es gibt das selbe zum Frühstück und Mittagessen.

Nun denn, auf zum Zoo. Und hier zeigt sich eine Gemeinsamkeit all der Länder. Wegbeschreibungen sind grottig schlecht.
Die Bäckerin weiß, dass diese eine Buslinie direkt zum Zoo fährt. Cool, denke ich mir!
Also folge ich ihren Anweisungen. Am Weg frage ich zur Sicherheit noch einen Tanzstellen-Angestellten. Der schickt mich aber woanders hin. Ich finde sogar wirklich die Haltestelle. Als der Bus kommt frage ich ob er eh dort hin fährt. 
"Nein, das ist die Gegenrichtung. Für die Haltestelle musst du da und dort hin gehen."
Okay, machen wir das. 
An besagter anderer Haltestelle frage ich ein altes Pärchen, die mich wieder zu einer anderen Haltestelle schicken, weil sich die Busroute geändert hat. 
Da warte ich dann eine Viertelstunde bis der Bus kommt. Ich frage den Busfahrer ob er zum Zoo fährt. 
Sehr hilfreich meint er „Nein.“.

Okaaay. Langsam reichts mir. Wäre ich einfach losgegangen wäre ich schon halb dort.
Also gehe ich zu Fuss. Es sind immerhin 6 Kilometer, aber was solls. Ich gehe viel zu Fuss in diesen Ferien.
Ich will eine Abkürzung durch einen wunderschönen Friedhof nehmen. Stellt sich aber heraus, alle Eingänge außer dem wo ich reingekommen bin sind zu.


Der Friedhof mit nur einem Eingang

Dann treffe ich einen Betrunkenen der Geld will. Als ich ablehne und weitergehe bewirft er mich mit Steinen. Vielleicht kommt er aus einer Gegend mit Straßenhunden…

Der Zoo ist dann am Berg oben, also ein netter Aufstieg. Und das gesamte Zoogelände ist auch ein einziges rauf und runter.
Der Zoo ist aber wenigstens schön, und die Aussicht auch.


Ausblick über Quito vom Zoo

Er ist nicht so schicki micki wie die Stadt, eher handgemacht aus Holz und Plastikfolien. (Alle Türen in die Tropenhäuser zum Beispiel).
Ich sehe eine Kondor- und eine Löwenfütterung. Affen hautnah!
Was ich toll finde ist auch der soziale Aspekt der Zoos. Überall sind Infos mit nachgestellten Situationen über Gefahren wie Brände, Abholzung, Plastikverschmutzung, schlechte Haltung (mit echten Leichen in Käfigen) etc.
Gut gemacht, es geht einem echt unter die Haut und gibt zu denken.

Hautnah!

In San Ignacio gab es auch wilde Tukane, die waren wirklich beeindruckend!

Die kritischen Plakate und Installationen

Der Rückweg ist einfacher. Ich schnappe einen der vielen Fernreisebusse die vorbeifahren und der mich für 50 Cent mitnimmt.

Dann fahre ich direkt weiter nach Baños (Übersetzt: Bäder). Einer Stadt bekannt für ihre Thermalquellen und Extremsport.
Und es ist so nahe! Nur ein paar Stunden Fahrt. In Peru käme man da nirgends hin.
Trotzdem ist es zwei Uhr Früh als ich ankomme. Am Terminal warten schon wieder die Geier, die Leute für ihre Hostals suchen. Obwohl davor gewarnt wird, finde ich sie nicht sehr einschüchternd und ich gehe mit einem 15-jährigen Jungen mit.

6. August

Immer, wenn man an einem neuen Ort ankommt hat man einen ungefähren Plan von dem was man machen möchte. Dinge, die man online gelesen hat und die man besuchen möchte.
Aber das Ganze dann wirklich zu planen ist immer eine andere Sache.

In Baños möchte ich eine Radtour entlang einer Wasserfallroute machen, die Thermanlbäder besuchen und vielleicht noch einen Aussichtspunkt mit Schaukel besuchen.


Baños, Stadt der Wasserfälle

Nun geht man so vor: Man fragt erst einmal im Hostal nach, die bieten oft selbst und billiger Touren für ihre Gäste an.
Sagt einem das nicht zu, lässt man sich bei diversen Agencies beraten. Am besten bei teuren, die haben besseren Service. Man verpflichtet sich ja zu nichts! Dann sucht man sich eine günstigere Organisation und bucht den Trip.
Günstig heißt nur oft auch, dass man wirklich weniger bekommt.

Bei der Radtour nehme ich das 5$-Mountainbike statt dem 10$-Bike. Klar ist das schlechter, andererseits kann man für das gesparte Geld einmal Essen gehen und die Therme besuchen.
Und man trainiert es, Spaß zu haben trotz schlechter Ausrüstung. Aber natürlich wäre der Urlaub netter, wenn man hier und da ein bisschen mehr investieren könnte.
Ich habe generell die Angewohnheit, viel Aufwand zu treiben um ein bisschen Geld zu sparen. Zum Beispiel zu Fuß gehen statt mit dem Taxi, noch ein bisschen weiter gehen, vielleicht findet man ja noch ein günstigeres Hostal oder Restaurant.

Also zurück zu meiner Wasserfall-Tour. Es geht 15km mit dem Rad bergab. Wobei die Bremsen so eingestellt sind, dass man zwar im Notfall gut bremsen kann (was nicht selbstverständlich ist), dafür muss man auch bergab treten um nicht langsamer zu werden.
Es ist eine sehr hübsche Gegend, leider regnet es aber und man fährt die meiste Zeit auf der großen Straße und wird von LKW’s überholt.


Auf der Wasserfall-Tour

Im verpflichtenden Touristenpullover!

Am Ende der Tour gibt es den „Pailon del Diablo“ (Schlucht des Teufels) in dem sich ein wirklich beeindruckender Wasserfall befindet.
Auch der Aufstieg ist abenteuerlich. Man klettert durch winzige Höhlen und manchmal senkrecht nach oben auf vom Wasserfall nassem Stein, gemeinsam mit zig Touristen.

Nicht menschenfreundliche Kletterpartien

Ganz oben kann man in eine Bucht hinter den Wasserfall kriechen. Dort trifft einen aber doch die Naturgewalt und man wird ordentlich nass. Aber ich bin ja eh schon durchweicht vom Regen.


Hier wird's ganz schön feucht!

Weiter talauswärts, Pailon del Diablo

Zurück in die Stadt geht es in einem hinten offenen LKW, wie beim Militär.

Rückfahrt  auf Holzbänkchen in einem Lastwagen

Um mich aufzuwärmen gehe ich am Abend in das Thermalbad.
Dort kommt das Wasser mit über 50 Grad aus der Erde und man kann sich in zwei Becken mit 38 und 42 Grad suhlen. Es erinnert mich an die Bilder aus China, wo man am Strand vor lauter Menschen das Meer nicht mehr sieht. Hier ist es ähnlich voll.
Ich mache eine schnelle Zählung: Etwa 100 Menschen auf 30m².
Und obwohl Winter ist und wir auf 1800 Metern sind ist es gar nicht so kalt an der frischen Luft.

Wieder im Hostal angekommen erwartet mich eine Überraschung.
Mein Shampoo ist trotz Plastiksack ausgelaufen, ein halber Liter Matsch befindet sich jetzt am Boden meines Koffers verteilt.
Ich versuche so gut wie möglich alles auszuwaschen und hoffe, es möge bis morgen trocknen.

7. August

Das nächste Ziel ist der Quilotoa-Kratersee in einem erloschenen Vulkan.
Dazu nehme ich einen Bus in die nächste Stadt, wo der Bus mich aber auf der „Autobahn“ raus lässt, von wo man mit dem öffentlichen Bus (und einem gigantischen Koffer) bis zum Busterminal fährt, von wo man einen weiteren Bus zum Dorf am Kraterrand nimmt.
Die ganze Reise dauert vielleicht 5h, wirklich wenig für hiesige Verhältnisse. Ich genieße bereits die Größe Ecuadors.

Das Kraterdorf Quilotoa ist seltsam. Alles ist neu oder noch in Konstruktion, aber richtig teuer. Lauter kleine Schlösser für die Touris.


Ich und mein treuer Begleiter
Eine der vielen Villen in Konstruktion

An dem Abend gehe ich noch den Weg zum Kratersee hinunter. 


Wunderschöne Natur!

Der besteht aus Sand und geht beizeiten recht steil bergab. Wenn man sich nicht wieder hochkämpfen möchte, kann man sich für 10$ ein Pferd mieten, das einen hinaufträgt.
Der See ist wunderschön, in diesem Kessel umgeben von Felswänden. Die Farben sind auch unglaublich, das Wasser ist so Türkis wie man es sich nur vorstellen kann.


Der See ist zu breit, um ihn auf ein Foto zu bringen...

Das Wasser hat eine wahnsinnig türkise Farbe!

Am Abend essen wir gemeinsam zu Abend. Der Junge vom Hostal fragt, ob er die Öfen in unseren Zimmern befeuern soll, denn hier ist es kalt in der Nacht. Ich habe zwar den Ofen gesehen, bin aber überrascht, dass er funktioniert. Das ist die einzige Heizung die ich auf der ganzen Reise bekomme.
Also klar! Fire it up!

Ich gehe kurz später Holz nachlegen und sehe schon von draußen die Rauchwolke. Vermutlich hat der die Ofentür nicht verschlossen.
Aber drinnen kommt mir ein beißender Gestank entgegen, von verbranntem Plastik. Ich wittere nichts Gutes. Und genau so ist es, der Junge hat meinen angelehnten Rucksack nicht gesehen und er ist gegen den Ofen geschmolzen. Tja, denn kann man schmeißen. Zum Glück reise ich mit Koffer.
Als ich ihn anspreche ist es ihm nur ein bisschen unangenehm. Ich fordere Wiedergutmachung! Er bietet mir etwas an:

„Hör mal, du hast meinen sauteuren Rucksack abgefackelt! Ich will Wiedergutmachung.“
„Aber hören Sie, es tut mir doch leid. Ich habe ihn nicht gesehen.“
„Wie kann man den riesigen roten Rucksack übersehen, der am Ofen lehnt?“
„…“
„Also, was gibst du mir jetzt?“
„Ich kann ihnen 5$ Rabatt auf das Zimmer geben.“
„ … Ernsthaft? Komm, ruf deinen Chef an.“
*Ruft Chef an und sie diskutieren, ich höre mit. Chef sagt quasi:*
„Sag es tut dir leid, biete ihm ein gratis Zimmer und schau, dass du ihn loswirst“

Ich bin von Natur aus eine sehr nette Person und es fällt mir schwer, aufbrausend zu sein.
Und so ziehe ich eben bei meinem Nachbarn ein, der Mitleid hat und zahle nichts für die Übernachtung. Den Rucksack lasse ich zur Entsorgung dort, das ist jetzt ihr Problem.

Ein Rucksack weniger.. Gut, dass ich mit Koffer reise

8. August

Heute drehe ich eine Runde um den Kratersee. Ich freue mich wirklich auf diese Wanderung! Es ist eine wunderschöne Gegend und der See im erloschenen Vulkan lächelt mich herausfordernd an. Der Weg runderherum führt auf dem Grat, also viel hoch und runter.


Die Wege sind gut in Schuss, wenn auch teilweise etwas schmal bemessen für mich

Etwas, das ich nicht bedacht habe, aber im Nachhinein sehr logisch ist, ist der extrem starke Wind. Man bewegt sich andauernd auf einem Grat, auf beiden Seiten geht es steil hinunter und der Wind zieht nur so vorbei.
Die Farbe des Sees ist atemberaubend!
Das Wetter ist klassisch hochländisch. Heiß in der Sonne und kalt im Schatten und im Wind.
Trotz des Klimas nutzen die Hochländer jeden nutzbaren Flecken Erde, hier am Kraterrand, für Agrikultur. Die nächste Siedlung muss einige Stunden Marsch entfernt sein.
Überall wird Essen angebaut. Kraterrand? Kein Problem!

Fast den ganzen Weg begleitet mich ein Hund. Zuerst dachte ich, er sei von einer Gruppe Wanderer, die ich überholt habe. Aber anstatt zurückzukehren bleibt er bei mir. Vermutlich ein Hund aus dem Dorf, der in seiner Freizeit Kraterrunden mit Touristen dreht.


Noch ein letztes Bild, weil's so schön war!

Zurück im Dorf will ich den Bus zurück ins Tal nehmen, der ist aber gerade abgefahren. Ein Taxifahrer wittert seine Chance! Wir verhandeln hart und ich fahre schlussendlich um die Hälfte des Normalpreises (man lernt! Wobei, wer weiß, was der wirkliche Normalpreis ist..) ins nächste Dorf wo ich einen Bus erwische. 
Mit dem fahre ich in die Stadt, von wo ich einen Bus nach Quito nehme, der Hauptstadt Ecuadors. Dort werde ich meine letzten Urlaubstage verbringen.

Die Busse in Ecuador sind in gewisser Weise noch seltsamer als die Bolivianischen.
Zuerst steigt ein Kind ein um Süßigkeiten zu verkaufen. Danach hält ein Typ einen eledslangen Vortrag, ebenfalls mit dem Ende, dass er Süßigkeiten verkauft. Lustigerweise fährt er auch mit dem Bus, normal steigen sie wieder aus und klappern so die Busse ab.
Nachher verkauft eine Familie Essen in allen Formen. Dann noch ein Snackverkäufer.
Zuletzt kommt ein Musiker, der mit Panflöte und Gesang den Bus unterhält. Gegen eine freiwillige Spende versteht sich!
Diese Busreise hat vielleicht drei Stunden gedauert, aber jeder Bus wird genutzt um Profit zu machen.

Ich komme am Terminal in Quito an, doch leider ist das weit außerhalb des Zentrums. Und Quito ist ein anderes Kaliber an Größe.
Ich lasse mich am Infostand beraten, wo es gute Hostals im Zentrum gibt.
Die Dame sagt mir auch, mit welchem Bus ich dort hin komme. 

Ich will einfach ins lokale Busterminal gehen, aber da muss man durch ein Drehkreuz. Also Geld wechseln gehen, mit dem Koffer durch das Drehkreuz zwängen, drei Leute fragen in welchen Bus ich wirklich einsteigen muss.
Dann geht es 30 Minuten mit dem Bus durch die Stadt. Erneut bin ich extrem dankbar für Google Maps, man weiß immer, ob der Bus in die richtige Richtung fährt und wann man aussteigen muss.
In diesem gigantischen Stadtbus (es gibt keine U-Bahn) gab es übrigens auch drei Süssigkeitenverkäufer und einen Musiker.
Sie sagen immer etwas wie „Ich hoffe es stört Sie nicht. Ich weiß, Sie haben ein Ticket gekauft um in Ruhe mit dem Bus zu fahren. Aber ich habe Kinder zu füttern!“ etc…


Quito hat Monsterbusse (mit zwei Gelenken) aber keine U-Bahn. Aber die hat nicht einmal Lima mit seinen 10 Millionen

Ich finde ein gutes Hostal, in dem ich meine letzten drei Tage verbringen werde.
Ich habe Glück, in genau diesen drei Tagen findet das „Festival de la Luz“ statt (Lichtfestival).
Es gibt Lichtershows mit riesigen Beamern auf allen großen Kirchen.
Und so unglaublich viele Menschen… Ich traue mich fast nicht hinauszugehen. Genau vor solchen Menschenmengen wurde immer gewarnt. Als ich dann gehe, lasse ich alles außer meiner Kleidung zuhause. Hoffentlich klaut keiner meinen Pullover während ich wegschaue...


Festival de la Luz

Das Hostal hat eine kleine Küche, ein Segen! Denn ich bleibe länger, also kann ich ein paar Sachen kaufen und öfters kochen.
Ich entscheide mich für Nudeln mit Tomatensauce. Dazu kaufe ich Nudeln und „Salsa de Tomate“ (wörtlich übersetzt: Sauce aus Tomaten).
Ich fühle mich nicht mehr so schlau, als sich herausstellt, dass ich ein Kilo Ketchup gekauft habe.
Am Tag darauf kaufe ich noch einmal ein, diesmal aber wirklich Tomatensauce.
Toll… Jetzt habe ich noch ein halbes Kilo Ketchup mehr… Ich ergebe mich, Universum!

Tomatensauce! Oder..?

9. August

Aus Tradition besuche ich wieder eine Free Walking Tour und lasse mich durch das Zentrum führen.


Einer der Innenhöfe aus kolonialistischer Zeit. Jeder Haus hatte mehrere davon

Am Hauptplatz tummeln sich schöne Gebäude

Und Bäume

Danach gehe ich Essen und besuche eine imposante gotische Kirche. Man kann auf den Kirchturm steigen und hat eine phänomenale Aussicht über die Stadt im Tal.


Tolle Kirchenfenster. Humans for scale

Im Dach des Kirchenschiffs, man geht auf der Decke

Recht abenteuerliche Stiegen bis ganz nach oben

Aber es hat sich gelohnt! Quito bis zum Horizont


Kirchen gibt es wie Sand am Meer, aber diese war wirklich besonders schön!

Quito hat 2,2 Millionen Einwohner, liegt auf 2850 Metern und ist in einem langen Tal gelegen, die Stadt ist an seiner breitesten Stelle 4km breit, dafür aber 50km lang.

Von der Kirche habe ich ein tolles Gebäude gesehen, das ich mir ansehen möchte. Dort angekommen stellt sich heraus es ist eine Uni und es sind Ferien. Trotzdem gehe ich möglichst selbstverständlich an der Sicherheitskraft am Eingang vorbei, benutze ein gratis (sauberes) Klo und sehe mir das wunderschöne Gebäude an.

Die Uni, die ich aus der Kirche gesehen habe

10. August

Ecuador hat seinen Namen vom Äquator, denn genau da liegt es. Nicht weit von Quito entfernt verläuft der Nullmeridian, und dort gibt es eine Art Museum/Park, die „Mitad del Mundo“ (Mitte der Welt).
Pingelige würden nun sagen, dass der Nullmeridian sich eigentlich in einer ein paar Kilometer breiten Zone bewegt, aber wen interessiert das schon. ICH STEHE AUF DEM ÄQUATOR!
Sie haben eine kleine Stadt gebaut um das riesige Mitte der Welt-Denkmal. Dort werden überall Sachen verkauft, es gibt Museen (über Kakao und Kaffee). Ein purer Tourismusfleck. Auch Experimente, wie eine Ei genau auf dem Äquator balancieren.


Kann man am Äquator ein Ei balancieren? Man kann.


Das Monument ist beeindruckend. Man fährt mit dem Lift hoch, genießt oben den Ausblick und geht dann durch das Museum hinunter. In einem Stock gibt es viele physikalische Experimente, mein Lieblingsort!


Das Monument am Äquator.

Ich schnappe mir einen Bus zurück. Irgendwann kommt mir die Route spanisch vor (Pun intended). Ich frage meinen Sitznachbarn.
„Nein, der fährt woanders hin. Aber steig doch mit uns aus, wir zeigen dir wo du einen Bus ins Zentrum findest.“
Finde in Europa mal so nette Leute!
Wir gehen also ein paar Blocks zusammen und sie setzen mich in den richtigen Bus.

Wieder zuhause koche ich wieder leckere Ketchup-Nudeln.
Da spricht mich eine Frau an. Sie ist mit ihrer Tochter hier, etwa in meinem Alter. Sie sind Ecuadorianer, leben aber schon lange in Miami. Aber sie möchte ihrer Tochter ihre Heimat zeigen. 
Wir beginnen zu quatschen und verstehen uns alle prächtig! Insgesamt reden wir etwa sechs Stunden. Zwischendurch gehen wir noch Essen holen.
Mit quasi wildfremden Personen rede ich also über Liebe, Kultur, Soziale Dienste, Bildung, mein Jahr in Bolivien und ihr Leben in den USA.
Es ist wirklich schön, wahrscheinlich eine der tollste Sachen am Reisen, diese kurzen Bekanntschaften, die man schließt, die aber auch sehr tief sein können.

11. August

Mein letzter Tag!
Nach einer recht kurzen Nacht stehe ich früh auf und fahre mit dem Bus zu einem TelefériQo (Seilbahn in Quito), die auf einen Berg neben Quito auf 4000 Meter hochfährt. Von dort geht man dann auf den 5000 Meter hohen Gipfel. Der Weg ist wirklich schön und der Blick über die Stadt im Tal immer noch atemberaubend. Atemberaubend ist auch die Höhe, wenn man hier flott geht bleibt einem schon mal die Luft weg. Zu Glück war ich auf meinen ganzen Reisen nie wirklich höhenkrank!

Der Teleférico auf den Berg

Nette Touristen machen ein Foto von mir!

Der Aufstieg beginnt einfach, später wird es steil und steinig.

Wieder einmal rechtfertigt der Gipfel alle Strapazen

In Heldenpose über dem bezwungenen Quito

Langsam sieht man auch, dass ich dunklere Haut bekomme und Ringabdrücke (und ein Bolivien-Armband)
Okay... Nach einem Jahr Südamerika ist das mein Hautton, viel dunkler wird es wohl nie werden.

Nun heißt es langsam ans Ende denken. 
Was lasse ich da? Wie viel wiegt mein Koffer? Wo bekomme ich eine Waage her? 
Das stellt sich als Abendteuer heraus. Ich gehe ich vier verschiedene Geschäfte und frage sogar Polizisten, aber keiner hat eine Idee. Am Ende hat aber jemand im Hostal eine Kofferwaage. Ich bin gerettet!

Meine schwarze Hose, die ich jeden Tag für ein Jahr anhatte, bleibt schweren Herzens hier. Dazu noch ein paar alte Kleidungsstücke und meine alten kaputten Bergschuhe.

12. August

Heute geht mein Flug.
Ich will noch ein letztes Mal südamerikanisch frühstücken gehen, doch um halb 8 findet man nichts was offen hat.
Schlussendlich gehe ich ins Hostal Austria. Aber auch hier gibt es leider niemanden aus Österreich…

Dann fahre ich mit zwei Bussen und meinem Riesenkoffer zum Flughafen. Alles geht zu flüssig. Ich bin um 10 Uhr vor Ort, der Flug ist um 15:30. Also beginne ich meinen Blog zu schreiben (siehe der erste Satz dieser letzten drei Reiseblogs).
Der erste Flug bringt mich nach Bogotá, Kolumbien. Dann ein Übernachtflug nach Madrid.
Die zehn Stunden sind mittlerweile ein Klecks. Aber die Sitze sind wesentlich unbequemer als in jedem Bus…


Der Sprung über den großen See

13. August

Der letzte Flug ist dann Madrid-Wien. Der Flug nach Madrid wurde ein bisschen nach hinten verschoben, was die ohnehin knappe Umsteigezeit noch verkürzt.
Wer schon einmal in Madrid am Flughafen war, weiß, dass er groß ist. Ich komme am Terminal 4 an und muss zu Terminal 1. Das bedeutet Busfahren.
Bis ich am richtigen Terminal stehe vergeht eine Stunde. Zum Glück sind alle Passagiere schon durch das Check-In, das heißt dort geht alles sehr flott.
Der Flug hatte auch noch Verspätung, also alles gut gegangen.


Hier in Madrid ist Sommer


Flug erwischt!

Wien! Der Anflug über die Stadt ist Wahnsinn! Ich habe Wien vermisst!


Wien von oben im Anflug
Meine Familie empfängt mich am Flughafen mit einem handgemachten Banner und vielen Umarmungen.
Wir gehen gleich österreichisch essen.
Frittatensuppe, Schnitzel und Apfelstrudel.
Mein Gaumen ist entzückt!
Und ich auch.


Hier sind wir nun offiziell am Ende meines Südamerika-Jahres angelangt.
Es war eine unglaubliche Zeit und ich bin sehr froh, dass ich meine Erlebnisse hier mit der Welt teilen konnte. Danke auch an all meine internationalen Leser!



Mittlerweile sind schon zwei Monate vergangen seit meine Rückkunft. Ich studiere wieder Physik und habe mich überraschend gut an mein altes Leben zurückgewohnt.

Danke fürs Lesen!
Alles Liebe
Valentin

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