Südamerika Reise 3 (Ecuador: Cuenca, Baños, Quilotoa, Quito)
| Ausblick vom Hausvulkan Quitos | 
3. August
Die (streckenmässig) längste
Reiseetappe mit 1000 Kilometern vergeht angenehm flott. 
Am Folgetag um 3 Uhr nachmittags sitze ich schon in Piura, einer kleinen Wüstenstadt im Norden Perus. Generell ist die gesamte Küstengegend sehr wüstenähnlich finde ich.
Nun hat sogar dieses Kaff mehrere Terminals, also muss ich erst auf die Suche nach dem Richtigen gehen, das mich nach Cuenca in Ecuador weiterbringen kann.
Am Folgetag um 3 Uhr nachmittags sitze ich schon in Piura, einer kleinen Wüstenstadt im Norden Perus. Generell ist die gesamte Küstengegend sehr wüstenähnlich finde ich.
| Typische vorbeirauschende Landschaften | 
Nun hat sogar dieses Kaff mehrere Terminals, also muss ich erst auf die Suche nach dem Richtigen gehen, das mich nach Cuenca in Ecuador weiterbringen kann.
Und hier passiert es mir das
erste Mal, dass Menschen, die ich um Informationen bitte unfreundlich zu mir
sind. Trotzdem bin ich froh aus dem riesigen Lima wegzukommen und in einem
kleinen Kaff-Terminal zu warten.
Und genau das mache ich. Denn
die Busgesellschaft, die nach Ecuador fährt, hat gerade Pause. Also sitze ich
und warte. Neben mir ist ein junger Hippie-Typ der Gitarre spielt, also es gibt
schlechtere Orte!
Im Gegensatz zu Peru kann man
hier die Grenze nachts überqueren, also um 1 Uhr morgens werden wir
voraussichtlich dort einen Stopp einlegen.
Bevor der Bus geht, sehe ich mir
noch die Stadt an. Und einmal mehr freue ich mich über die Wegwerf-SIM, die man
an jeder Ecke bekommt. So kann man sich einfach irgendwo in der Stadt treiben
lassen und dann mit Google Maps zurückfinden.
Hier in der Wüste ist es endlich wieder einmal angenehm warm, T-Shirt Wetter. Das hatte ich kaum, seit ich aus San Ignacio weg bin. Und ich habe es vermisst. Berge sind toll, aber im Winter ist es doch eher kühl dort. Wobei nicht wirklich kalt im Vergleich zu einem Winter in Europa.
| Sieht gar nicht so wüst aus im Zentrum. Aber angenehmes Klima! | 
Hier in der Wüste ist es endlich wieder einmal angenehm warm, T-Shirt Wetter. Das hatte ich kaum, seit ich aus San Ignacio weg bin. Und ich habe es vermisst. Berge sind toll, aber im Winter ist es doch eher kühl dort. Wobei nicht wirklich kalt im Vergleich zu einem Winter in Europa.
Zurück am Terminal quatsche ich
mit dem Gitarristen von vorhin. Er ist Chilene und hat als Volontär in Peru
gearbeitet und wird jetzt in Ecuador weitermachen. Aber anders als ich hat er
wirklich kein Geld und verhandelt hart mit der Agency, um für seine letzten
Groschen nach Ecuador zu kommen.
Wir hocken im Bus nebeneinander
und reden über Gott und die Welt (wortwörtlich). Ergebnis: Chilenen haben den mit Abstand unverständlichsten Akzent aller Südamerikaner, die ich getroffen habe.
Dann kommt die erste
Polizeikontrolle. Als Österreicher hat man es da wirklich einfach. Kaum ein
zweiter Blick wird auf meinen Pass geworfen.
Das war die erste und
harmloseste von insgesamt fünf Polizeikontrollen (exklusive Zoll). Es werden auch
Koffer durchsucht und nach Drogen gefahndet.
Von 2 bis 3:30 Uhr morgens
sitzen wir am Zoll. Ich dachte „Hey cool, mitten in der Nacht muss man
wenigstens nicht Schlange stehen“. Tja, so täuscht man sich. Es sind Busse über
Busse voller Menschen da und alle stehen Schlange. Das Prozedere ist aber kein
Problem. Zum Glück!
Die Sitze im Bus sind nicht
bequem, es ist die Holzklasse. Also bin ich froh, dass ich ein bisschen Schlaf
finden kann.
4. August
Ecuador ist ein anderes Land.
Bolivien ist wie das arme kleine Kind Südamerikas, Peru sein großer Bruder.
Ecuador ist aber ein neues Niveau. Es ist viel reicher und das merkt man.
Es sind viele Kleinigkeiten, die
das Gefühl ausmachen.
Zum Beispiel ist das Busterminal
still, keine ruft und preist seinen Bus an. Auch hupt niemand auf den Straßen!
Unglaublich. Straßenhunde? Fehlanzeige.
Alle Leute sind sehr relaxed und
unglaublich nett und hilfsbereit. Ich stehe vor der Karte um herauszufinden wo
ich ein Hostal suchen soll, da kommt ein Typ her und quatscht mich an. Er hat
ein Hostal und bringt mich gratis hin. Es ist auch recht günstig. Also sage ich
natürlich zu.
Angst zu einem Fremden ins Auto
zu steigen, der dich am Terminal angesprochen hat? Nope. Ich fühle mich
wirklich sicher hier.
Das Hostal ist wirklich ein
Juwel. Wie eine alte italienische Villa mit Holzstatuen bei der großen, runden
Treppe. Marmorboden und alte Möbel.
Ich bin es gar nicht mehr
gewöhnt, nicht in irgendeiner Kaschemme abzusteigen.
| Das Luxus-Hostal mit Wendeltreppe, Marmorboden und Skulpturen | 
Ich bin also in Cuenca. Hier werde ich zwei Tage bleiben.
Zuerst gehe ich ins Zentrum schlendern.
Es ist Wahnsinn. Das ist vielleicht der extremste Kulturschock, den ich
überhaupt erlebt habe. Überall saubere Straßen, schöne Kirchen, vegetarische
Restaurants, elegante Kleidershops. Kein Müll auf der Straße, keine Hupen,
keine Hunde. Ein angenehmes Klima. 
| Überall wunderschöne Gebäude | 
| Die Kirche am Hauptplatz | 
Hier könnte man leben! Aber für
ein Auslandsjahr war ich glücklicher mit meinem Kaff mit Sandstraßen und
Hunden, laut und heiß und dreckig. Hier fühlt es sich schon eher europäisch als
lateinamerikanisch an.
Frühstücken gehe ich im Cafe
Austria. 
Es gibt Gugelhupf, Kaiserschmarrn, Schnitzel, österreichisches Frühstück.
Auch hier: Der Boden sauber und
aus Holz, das Klo hübsch, mit Klobrille und Klopapier und nicht ranzig. Ich bin
begeistert!
Oft sieht man auch tolle
Schilder:
„Zeige, dass du kultiviert bist
und pisse nicht daneben / wirf deinen Müll nicht weg / Knie nicht vor dem
Heiligenschrein am Terminal" (das letzte fand ich amüsant).
Ecuador ist zwar schöner als
Land, aber ich finde die Leute teilweise unangenehmer.
Ich wurde zweimal von alten
Männern angequatscht (zugegeben, ich war in Beleitung weiblicher Freiwilliger), von einem
Betrunkenen mit Steinen beworfen und mein Liebling war ein alter Mann, den ich
nach dem Markt gefragt habe.
„Entschuldigen Sie, ich suche
den Markt. Wo kann ich ihn finden?“
„Ahh, du suchst das“ und macht
die Geste *Steck Finger in Loch*
„Ähh, nein ich suche den Markt“
„hehehe Finger in Loch hehehe“
„Okay… Danke für ihre Hilfe!“
Also so sind die Gefühle
Europäern gegenüber, alles Sextouristen?
Solche Zwischenfälle sind mir in
einem Jahr Bolivien und Peru nicht einmal passiert, und hier zwei Tage in Ecuador und
schon fünf Vorfälle.
Am Markt angekommen genieße ich wieder einmal die Farbenpracht und die leckere Hühnersuppe.
Am Markt angekommen genieße ich wieder einmal die Farbenpracht und die leckere Hühnersuppe.
| Am Gemüsemarkt | 
| Blumenmarkt | 
| Obstmarkt | 
| Hühnersuppe, wie gewohnt! | 
Später treffe ich zwei deutsche Freiwilligen-Mädels, deren Vorgängerin ich von meinem Vorbereitungsseminar
kenne. Sie werden mir Cuenca zeigen und mich in Ecuador einführen.
Zuerst holen wir uns lokales und
typisches Essen. Tamal (Maismehl mit Käse gekocht, in Maisblättern
eingewickelt) und Bolas (Knödel aus Kartoffeln und Trockenfleisch). Es ist
wirklich lecker!
Schade, dass Bolivien außer
Salteñas und Empanadas nicht viel kulinarisches Streetfood hat.
| Hübsche Flüsschen mit grünen Ufern | 
| Schöne Gebäude | 
| Auch die Plätze eine Augenweide | 
| Sogar die Gehwege und Straßen sind schön! Ich wusste gar nicht, dass einen das so begeistern kann | 
Während dem Spazieren durch die Stadt erzählen beide Seiten von ihren Erfahrungen in dem Auslandsjahr. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Länder und Leute. Es ist wirklich interessant.
Dann gehen wir auf einen Tee zu
ihnen nach Hause.
Und alter, haben die einen Schuppen.
Das ist sicher so groß wie das Burscheninternat für 25 bei und gegenüber, nur hier für zwei. Sehr viel leerer Raum, der aber voller verstreutem Zeug ist.
Erneut bin ich glücklich über
unser bescheidenes Leben in einer kleinen Hütte.
5. August
Wieder ein Sonntag. Was tun? In
den Zoo gehen!
Zuerst aber zum Terminal. Wie
man vielleicht bemerkt, verbringe ich viel Zeit auf Wegen (vor allem von und zu
Terminals), aber das gehört dazu, wenn man so schnell und weit herumreist.
Dort will ich dann noch
frühstücken und ein gibt eine Situation, die mich ehrlich zum Lachen bringt und
wieder so gut die Unterschiede aufzeigt.
Es gibt ein paar kleine
Frühstückslokale nebeneinander und ich stehe in ein bisschen Abstand und
vergleiche Angebote und Preise.
Der Anwerber winkt mir stumm zu
und zeigt auf der Tafel auf die verschiedenen Frühstücks-Menüs. Ich deute „wie
viel?“. Er deutet auf den Preis. Hmmm... ich zögere und sehe mich noch um. Da wittert
die Konkurrenz natürlich ihre Chance. Links und rechts neben dem Shop winken
mir jetzt fanatisch die anderen Anwerber zu und preisen, ohne einen Ton von
sich zu geben, ihre Menüs-Palette an. Alle wollen die anderen ausstechen und
den Kunden gewinnen.
Und ich muss wirklich beginnen
zu lachen, weil es alles in Stille passiert und in vollem Ernst.
Meine Erfahrungen sind eher so:
Auch ein Ausstechen der verschiedenen Cafe Besitzer, aber es gewinnt, wer die
voluminösere Stimme hat. Als viel Gebrüll.
Schlussendlich kaufe ich aber
nur ein paar Brote beim Bäcker. Die Frühstücke hier sind nämlich sehr deftig.
Hühnersuppe und Reis mit Fleisch. Das ist für mich mehr ein Mittagessen. Naja
ist es hier eigentlich eh auch, es gibt das selbe zum Frühstück und Mittagessen.
Nun denn, auf zum Zoo. Und hier
zeigt sich eine Gemeinsamkeit all der Länder. Wegbeschreibungen sind grottig
schlecht.
Die Bäckerin weiß, dass diese
eine Buslinie direkt zum Zoo fährt. Cool, denke ich mir!
Also folge ich ihren
Anweisungen. Am Weg frage ich zur Sicherheit noch einen
Tanzstellen-Angestellten. Der schickt mich aber woanders hin. Ich finde sogar
wirklich die Haltestelle. Als der Bus kommt frage ich ob er eh dort hin fährt. 
"Nein, das ist die Gegenrichtung. Für die Haltestelle musst du da und dort hin
gehen."
Okay, machen wir das. 
An besagter anderer Haltestelle frage ich ein
altes Pärchen, die mich wieder zu einer anderen Haltestelle schicken, weil sich die Busroute geändert hat. 
Da warte ich dann eine Viertelstunde bis der Bus kommt. Ich
frage den Busfahrer ob er zum Zoo fährt. 
Sehr hilfreich meint er „Nein.“.
Okaaay. Langsam reichts mir.
Wäre ich einfach losgegangen wäre ich schon halb dort.
Also gehe ich zu Fuss. Es sind
immerhin 6 Kilometer, aber was solls. Ich gehe viel zu Fuss in diesen Ferien.
Ich will eine Abkürzung durch
einen wunderschönen Friedhof nehmen. Stellt sich aber heraus, alle Eingänge
außer dem wo ich reingekommen bin sind zu.
| Der Friedhof mit nur einem Eingang | 
Dann treffe ich einen Betrunkenen der Geld will. Als ich ablehne und weitergehe bewirft er mich mit Steinen. Vielleicht kommt er aus einer Gegend mit Straßenhunden…
Der Zoo ist dann am Berg oben,
also ein netter Aufstieg. Und das gesamte Zoogelände ist auch ein einziges rauf
und runter.
Er ist nicht so schicki micki wie die Stadt, eher handgemacht aus Holz und Plastikfolien. (Alle Türen in die Tropenhäuser zum Beispiel).
Ich sehe eine Kondor- und eine
Löwenfütterung. Affen hautnah!
Was ich toll finde ist auch der
soziale Aspekt der Zoos. Überall sind Infos mit nachgestellten Situationen über
Gefahren wie Brände, Abholzung, Plastikverschmutzung, schlechte Haltung (mit
echten Leichen in Käfigen) etc.
Gut gemacht, es geht einem echt
unter die Haut und gibt zu denken.
| Hautnah! | 
| In San Ignacio gab es auch wilde Tukane, die waren wirklich beeindruckend! | 
| Die kritischen Plakate und Installationen | 
Der Rückweg ist einfacher. Ich schnappe einen der vielen Fernreisebusse die vorbeifahren und der mich für 50 Cent mitnimmt.
Dann fahre ich direkt weiter
nach Baños (Übersetzt: Bäder). Einer Stadt bekannt für ihre Thermalquellen und
Extremsport.
Und es ist so nahe! Nur ein paar
Stunden Fahrt. In Peru käme man da nirgends hin.
Trotzdem ist es zwei Uhr Früh
als ich ankomme. Am Terminal warten schon wieder die Geier, die Leute für ihre
Hostals suchen. Obwohl davor gewarnt wird, finde ich sie nicht sehr
einschüchternd und ich gehe mit einem 15-jährigen Jungen mit.
6. August
Immer, wenn man an einem neuen
Ort ankommt hat man einen ungefähren Plan von dem was man machen möchte. Dinge,
die man online gelesen hat und die man besuchen möchte.
Aber das Ganze dann wirklich zu
planen ist immer eine andere Sache.
In Baños möchte ich eine Radtour
entlang einer Wasserfallroute machen, die Thermanlbäder besuchen und vielleicht
noch einen Aussichtspunkt mit Schaukel besuchen.
| Baños, Stadt der Wasserfälle | 
Nun geht man so vor: Man fragt erst einmal im Hostal nach, die bieten oft selbst und billiger Touren für ihre Gäste an.
Sagt einem das nicht zu, lässt
man sich bei diversen Agencies beraten. Am besten bei teuren, die haben
besseren Service. Man verpflichtet sich ja zu nichts! Dann sucht man sich eine
günstigere Organisation und bucht den Trip.
Günstig heißt nur oft auch, dass
man wirklich weniger bekommt.
Bei der Radtour nehme ich das
5$-Mountainbike statt dem 10$-Bike. Klar ist das schlechter, andererseits kann
man für das gesparte Geld einmal Essen gehen und die Therme besuchen.
Und man trainiert es, Spaß zu
haben trotz schlechter Ausrüstung. Aber natürlich wäre der Urlaub netter, wenn
man hier und da ein bisschen mehr investieren könnte.
Ich habe generell die Angewohnheit, viel
Aufwand zu treiben um ein bisschen Geld zu sparen. Zum Beispiel zu Fuß gehen
statt mit dem Taxi, noch ein bisschen weiter gehen, vielleicht findet man ja
noch ein günstigeres Hostal oder Restaurant.
Also zurück zu meiner
Wasserfall-Tour. Es geht 15km mit dem Rad bergab. Wobei die Bremsen so
eingestellt sind, dass man zwar im Notfall gut bremsen kann (was nicht
selbstverständlich ist), dafür muss man auch bergab treten um nicht langsamer
zu werden.
Es ist eine sehr hübsche Gegend,
leider regnet es aber und man fährt die meiste Zeit auf der großen Straße und
wird von LKW’s überholt.
Am Ende der Tour gibt es den „Pailon del Diablo“ (Schlucht des Teufels) in dem sich ein wirklich beeindruckender Wasserfall befindet.
| Auf der Wasserfall-Tour | 
| Im verpflichtenden Touristenpullover! | 
Am Ende der Tour gibt es den „Pailon del Diablo“ (Schlucht des Teufels) in dem sich ein wirklich beeindruckender Wasserfall befindet.
Auch der Aufstieg ist
abenteuerlich. Man klettert durch winzige Höhlen und manchmal senkrecht nach
oben auf vom Wasserfall nassem Stein, gemeinsam mit zig Touristen.
| Nicht menschenfreundliche Kletterpartien | 
Ganz oben kann man in eine Bucht hinter den Wasserfall kriechen. Dort trifft einen aber doch die Naturgewalt und man wird ordentlich nass. Aber ich bin ja eh schon durchweicht vom Regen.
| Hier wird's ganz schön feucht! | 
| Weiter talauswärts, Pailon del Diablo | 
Zurück in die Stadt geht es in
einem hinten offenen LKW, wie beim Militär.
| Rückfahrt auf Holzbänkchen in einem Lastwagen | 
Um mich aufzuwärmen gehe ich am Abend in das Thermalbad.
Dort kommt das Wasser mit über
50 Grad aus der Erde und man kann sich in zwei Becken mit 38 und 42 Grad
suhlen. Es erinnert mich an die Bilder aus China, wo man am Strand vor lauter
Menschen das Meer nicht mehr sieht. Hier ist es ähnlich voll.
Ich mache eine schnelle Zählung:
Etwa 100 Menschen auf 30m².
Und obwohl Winter ist und wir
auf 1800 Metern sind ist es gar nicht so kalt an der frischen Luft.
Wieder im Hostal angekommen
erwartet mich eine Überraschung.
Mein Shampoo ist trotz
Plastiksack ausgelaufen, ein halber Liter Matsch befindet sich jetzt am Boden meines
Koffers verteilt.
Ich versuche so gut wie möglich
alles auszuwaschen und hoffe, es möge bis morgen trocknen.
7. August
Das nächste Ziel ist der
Quilotoa-Kratersee in einem erloschenen Vulkan.
Dazu nehme ich einen Bus in die
nächste Stadt, wo der Bus mich aber auf der „Autobahn“ raus lässt, von wo man
mit dem öffentlichen Bus (und einem gigantischen Koffer) bis zum Busterminal
fährt, von wo man einen weiteren Bus zum Dorf am Kraterrand nimmt.
Die ganze Reise dauert
vielleicht 5h, wirklich wenig für hiesige Verhältnisse. Ich genieße bereits die
Größe Ecuadors.
Das Kraterdorf Quilotoa ist
seltsam. Alles ist neu oder noch in Konstruktion, aber richtig teuer. Lauter
kleine Schlösser für die Touris. 
| Ich und mein treuer Begleiter | 
| Eine der vielen Villen in Konstruktion | 
An dem Abend gehe ich noch den Weg zum Kratersee hinunter.
| Wunderschöne Natur! | 
Der besteht aus Sand und geht beizeiten recht steil bergab. Wenn man sich nicht wieder hochkämpfen möchte, kann man sich für 10$ ein Pferd mieten, das einen hinaufträgt.
Der See ist wunderschön, in
diesem Kessel umgeben von Felswänden. Die Farben sind auch unglaublich, das
Wasser ist so Türkis wie man es sich nur vorstellen kann.
| Der See ist zu breit, um ihn auf ein Foto zu bringen... | 
| Das Wasser hat eine wahnsinnig türkise Farbe! | 
Am Abend essen wir gemeinsam zu Abend. Der Junge vom Hostal fragt, ob er die Öfen in unseren Zimmern befeuern soll, denn hier ist es kalt in der Nacht. Ich habe zwar den Ofen gesehen, bin aber überrascht, dass er funktioniert. Das ist die einzige Heizung die ich auf der ganzen Reise bekomme.
Also klar! Fire it up!
Ich gehe kurz später Holz
nachlegen und sehe schon von draußen die Rauchwolke. Vermutlich hat der die
Ofentür nicht verschlossen.
Aber drinnen kommt mir ein
beißender Gestank entgegen, von verbranntem Plastik. Ich wittere nichts Gutes.
Und genau so ist es, der Junge hat meinen angelehnten Rucksack nicht gesehen
und er ist gegen den Ofen geschmolzen. Tja, denn kann man schmeißen. Zum Glück
reise ich mit Koffer.
Als ich ihn anspreche ist es ihm
nur ein bisschen unangenehm. Ich fordere Wiedergutmachung! Er bietet mir etwas
an:
„Hör mal, du hast meinen
sauteuren Rucksack abgefackelt! Ich will Wiedergutmachung.“
„Aber hören Sie, es tut mir doch
leid. Ich habe ihn nicht gesehen.“
„Wie kann man den riesigen roten
Rucksack übersehen, der am Ofen lehnt?“
„…“
„Also, was gibst du mir jetzt?“
„Ich kann ihnen 5$ Rabatt auf
das Zimmer geben.“
„ … Ernsthaft? Komm, ruf deinen
Chef an.“
*Ruft Chef an und sie
diskutieren, ich höre mit. Chef sagt quasi:*
„Sag es tut dir leid, biete ihm
ein gratis Zimmer und schau, dass du ihn loswirst“
Ich bin von Natur aus eine sehr
nette Person und es fällt mir schwer, aufbrausend zu sein.
Und so ziehe ich eben bei meinem
Nachbarn ein, der Mitleid hat und zahle nichts für die Übernachtung. Den
Rucksack lasse ich zur Entsorgung dort, das ist jetzt ihr Problem.
8. August
Heute drehe ich eine Runde um den
Kratersee. Ich freue mich wirklich auf diese Wanderung! Es ist eine
wunderschöne Gegend und der See im erloschenen Vulkan lächelt mich
herausfordernd an. Der Weg runderherum führt auf dem Grat, also viel hoch und
runter.
| Die Wege sind gut in Schuss, wenn auch teilweise etwas schmal bemessen für mich | 
Etwas, das ich nicht bedacht habe, aber im Nachhinein sehr logisch ist, ist der extrem starke Wind. Man bewegt sich andauernd auf einem Grat, auf beiden Seiten geht es steil hinunter und der Wind zieht nur so vorbei.
Die Farbe des Sees ist
atemberaubend!
Das Wetter ist klassisch
hochländisch. Heiß in der Sonne und kalt im Schatten und im Wind.
Trotz des Klimas nutzen die Hochländer jeden nutzbaren Flecken Erde, hier am Kraterrand, für Agrikultur. Die nächste Siedlung muss einige Stunden Marsch entfernt sein.
Trotz des Klimas nutzen die Hochländer jeden nutzbaren Flecken Erde, hier am Kraterrand, für Agrikultur. Die nächste Siedlung muss einige Stunden Marsch entfernt sein.
| Überall wird Essen angebaut. Kraterrand? Kein Problem! | 
Fast den ganzen Weg begleitet
mich ein Hund. Zuerst dachte ich, er sei von einer Gruppe Wanderer, die ich
überholt habe. Aber anstatt zurückzukehren bleibt er bei mir. Vermutlich ein
Hund aus dem Dorf, der in seiner Freizeit Kraterrunden mit Touristen dreht.
| Noch ein letztes Bild, weil's so schön war! | 
Zurück im Dorf will ich den Bus
zurück ins Tal nehmen, der ist aber gerade abgefahren. Ein Taxifahrer wittert
seine Chance! Wir verhandeln hart und ich fahre schlussendlich um die Hälfte
des Normalpreises (man lernt! Wobei, wer weiß, was der wirkliche Normalpreis
ist..) ins nächste Dorf wo ich einen Bus erwische. 
Mit dem fahre ich in die
Stadt, von wo ich einen Bus nach Quito nehme, der Hauptstadt Ecuadors. Dort
werde ich meine letzten Urlaubstage verbringen.
Die Busse in Ecuador sind in
gewisser Weise noch seltsamer als die Bolivianischen.
Zuerst steigt ein Kind ein um
Süßigkeiten zu verkaufen. Danach hält ein Typ einen eledslangen Vortrag,
ebenfalls mit dem Ende, dass er Süßigkeiten verkauft. Lustigerweise fährt er
auch mit dem Bus, normal steigen sie wieder aus und klappern so die Busse ab.
Nachher verkauft eine Familie
Essen in allen Formen. Dann noch ein Snackverkäufer.
Zuletzt kommt ein Musiker, der mit
Panflöte und Gesang den Bus unterhält. Gegen eine freiwillige Spende versteht sich!
Diese Busreise hat vielleicht
drei Stunden gedauert, aber jeder Bus wird genutzt um Profit zu machen.
Ich komme am Terminal in Quito
an, doch leider ist das weit außerhalb des Zentrums. Und Quito ist ein anderes Kaliber an Größe.
Ich lasse mich am Infostand
beraten, wo es gute Hostals im Zentrum gibt.
Die Dame sagt mir auch, mit
welchem Bus ich dort hin komme. 
Ich will einfach ins lokale Busterminal gehen,
aber da muss man durch ein Drehkreuz. Also Geld wechseln gehen, mit dem Koffer
durch das Drehkreuz zwängen, drei Leute fragen in welchen Bus ich wirklich
einsteigen muss.
Dann geht es 30 Minuten mit dem
Bus durch die Stadt. Erneut bin ich extrem dankbar für Google Maps, man weiß
immer, ob der Bus in die richtige Richtung fährt und wann man aussteigen muss.
In diesem gigantischen Stadtbus (es gibt keine U-Bahn) gab es übrigens
auch drei Süssigkeitenverkäufer und einen Musiker.
Sie sagen immer etwas wie „Ich
hoffe es stört Sie nicht. Ich weiß, Sie haben ein Ticket gekauft um in Ruhe mit
dem Bus zu fahren. Aber ich habe Kinder zu füttern!“ etc…
| Quito hat Monsterbusse (mit zwei Gelenken) aber keine U-Bahn. Aber die hat nicht einmal Lima mit seinen 10 Millionen | 
Ich finde ein gutes Hostal, in
dem ich meine letzten drei Tage verbringen werde.
Ich habe Glück, in genau diesen
drei Tagen findet das „Festival de la Luz“ statt (Lichtfestival).
Es gibt Lichtershows mit
riesigen Beamern auf allen großen Kirchen.
Und so unglaublich viele
Menschen… Ich traue mich fast nicht hinauszugehen. Genau vor solchen
Menschenmengen wurde immer gewarnt. Als ich dann gehe, lasse ich alles außer
meiner Kleidung zuhause. Hoffentlich klaut keiner meinen Pullover während ich
wegschaue...
Das Hostal hat eine kleine Küche, ein Segen! Denn ich bleibe länger, also kann ich ein paar Sachen kaufen und öfters kochen.
| Festival de la Luz | 
Das Hostal hat eine kleine Küche, ein Segen! Denn ich bleibe länger, also kann ich ein paar Sachen kaufen und öfters kochen.
Ich entscheide mich für Nudeln
mit Tomatensauce. Dazu kaufe ich Nudeln und „Salsa de Tomate“ (wörtlich
übersetzt: Sauce aus Tomaten). 
Ich fühle mich nicht mehr so
schlau, als sich herausstellt, dass ich ein Kilo Ketchup gekauft habe.
Am Tag darauf kaufe ich noch
einmal ein, diesmal aber wirklich Tomatensauce.
Toll… Jetzt habe ich noch ein
halbes Kilo Ketchup mehr… Ich ergebe mich, Universum!
9. August
Aus Tradition besuche ich wieder
eine Free Walking Tour und lasse mich durch das Zentrum führen.
Danach gehe ich Essen und besuche eine imposante gotische Kirche. Man kann auf den Kirchturm steigen und hat eine phänomenale Aussicht über die Stadt im Tal.
| Einer der Innenhöfe aus kolonialistischer Zeit. Jeder Haus hatte mehrere davon | 
| Am Hauptplatz tummeln sich schöne Gebäude | 
| Und Bäume | 
Danach gehe ich Essen und besuche eine imposante gotische Kirche. Man kann auf den Kirchturm steigen und hat eine phänomenale Aussicht über die Stadt im Tal.
| Tolle Kirchenfenster. Humans for scale | 
| Im Dach des Kirchenschiffs, man geht auf der Decke | 
| Recht abenteuerliche Stiegen bis ganz nach oben | 
| Aber es hat sich gelohnt! Quito bis zum Horizont | 
| Kirchen gibt es wie Sand am Meer, aber diese war wirklich besonders schön! | 
Quito hat 2,2 Millionen Einwohner, liegt auf 2850 Metern und ist in einem langen Tal gelegen, die Stadt ist an seiner breitesten Stelle 4km breit, dafür aber 50km lang.
Von der Kirche habe ich ein
tolles Gebäude gesehen, das ich mir ansehen möchte. Dort angekommen stellt sich
heraus es ist eine Uni und es sind Ferien. Trotzdem gehe ich möglichst
selbstverständlich an der Sicherheitskraft am Eingang vorbei, benutze ein gratis
(sauberes) Klo und sehe mir das wunderschöne Gebäude an.
Ecuador hat seinen Namen vom
Äquator, denn genau da liegt es. Nicht weit von Quito entfernt verläuft der Nullmeridian,
und dort gibt es eine Art Museum/Park, die „Mitad del Mundo“ (Mitte der Welt).
Pingelige würden nun sagen, dass der Nullmeridian sich eigentlich in einer ein paar Kilometer breiten Zone bewegt, aber wen interessiert das schon. ICH STEHE AUF DEM ÄQUATOR!
Pingelige würden nun sagen, dass der Nullmeridian sich eigentlich in einer ein paar Kilometer breiten Zone bewegt, aber wen interessiert das schon. ICH STEHE AUF DEM ÄQUATOR!
Sie haben eine kleine Stadt
gebaut um das riesige Mitte der Welt-Denkmal. Dort werden überall Sachen
verkauft, es gibt Museen (über Kakao und Kaffee). Ein purer Tourismusfleck. Auch Experimente, wie eine Ei genau auf dem Äquator balancieren.
| Kann man am Äquator ein Ei balancieren? Man kann. | 
Das Monument ist beeindruckend.
Man fährt mit dem Lift hoch, genießt oben den Ausblick und geht dann durch das
Museum hinunter. In einem Stock gibt es viele physikalische Experimente, mein
Lieblingsort!
| Das Monument am Äquator. | 
Ich schnappe mir einen Bus zurück. Irgendwann kommt mir die Route spanisch vor (Pun intended). Ich frage meinen Sitznachbarn.
„Nein, der fährt woanders hin.
Aber steig doch mit uns aus, wir zeigen dir wo du einen Bus ins Zentrum
findest.“
Finde in Europa mal so nette
Leute!
Wir gehen also ein paar Blocks zusammen und sie setzen mich in den richtigen Bus.
Wieder zuhause koche ich wieder
leckere Ketchup-Nudeln.
Da spricht mich eine Frau an.
Sie ist mit ihrer Tochter hier, etwa in meinem Alter. Sie sind Ecuadorianer,
leben aber schon lange in Miami. Aber sie möchte ihrer Tochter ihre Heimat
zeigen. 
Wir beginnen zu quatschen und verstehen uns alle prächtig! Insgesamt
reden wir etwa sechs Stunden. Zwischendurch gehen wir noch Essen holen.
Mit quasi wildfremden Personen
rede ich also über Liebe, Kultur, Soziale Dienste, Bildung, mein
Jahr in Bolivien und ihr Leben in den USA.
Es ist wirklich schön,
wahrscheinlich eine der tollste Sachen am Reisen, diese kurzen Bekanntschaften,
die man schließt, die aber auch sehr tief sein können.
11. August
Mein letzter Tag!
Nach einer recht kurzen Nacht
stehe ich früh auf und fahre mit dem Bus zu einem TelefériQo (Seilbahn in Quito), die
auf einen Berg neben Quito auf 4000 Meter hochfährt. Von dort geht man dann auf
den 5000 Meter hohen Gipfel. Der Weg ist wirklich schön und der Blick über die
Stadt im Tal immer noch atemberaubend. Atemberaubend ist auch die Höhe, wenn
man hier flott geht bleibt einem schon mal die Luft weg. Zu Glück war ich auf
meinen ganzen Reisen nie wirklich höhenkrank!
| Der Aufstieg beginnt einfach, später wird es steil und steinig. | 
| Wieder einmal rechtfertigt der Gipfel alle Strapazen | 
| In Heldenpose über dem bezwungenen Quito | 
| Langsam sieht man auch, dass ich dunklere Haut bekomme und Ringabdrücke (und ein Bolivien-Armband) Okay... Nach einem Jahr Südamerika ist das mein Hautton, viel dunkler wird es wohl nie werden.  | 
Nun heißt es langsam ans Ende
denken. 
Was lasse ich da? Wie viel wiegt mein Koffer? Wo bekomme ich eine Waage
her? 
Das stellt sich als Abendteuer heraus. Ich gehe ich vier verschiedene
Geschäfte und frage sogar Polizisten, aber keiner hat eine Idee. Am Ende hat
aber jemand im Hostal eine Kofferwaage. Ich bin gerettet!
Meine schwarze Hose, die ich
jeden Tag für ein Jahr anhatte, bleibt schweren Herzens hier. Dazu noch ein paar alte
Kleidungsstücke und meine alten kaputten Bergschuhe.
12. August
Heute geht mein Flug.
Ich will noch ein letztes Mal
südamerikanisch frühstücken gehen, doch um halb 8 findet man nichts was offen
hat.
Schlussendlich gehe ich ins
Hostal Austria. Aber auch hier gibt es leider niemanden aus Österreich…
Dann fahre ich mit zwei Bussen
und meinem Riesenkoffer zum Flughafen. Alles geht zu flüssig. Ich bin um 10 Uhr
vor Ort, der Flug ist um 15:30. Also beginne ich meinen Blog zu schreiben
(siehe der erste Satz dieser letzten drei Reiseblogs).
Der erste Flug bringt mich nach Bogotá, Kolumbien. Dann ein Übernachtflug nach Madrid.
Der erste Flug bringt mich nach Bogotá, Kolumbien. Dann ein Übernachtflug nach Madrid.
Die zehn Stunden sind
mittlerweile ein Klecks. Aber die Sitze sind wesentlich unbequemer als in jedem
Bus…
| Der Sprung über den großen See | 
13. August
Der letzte Flug ist dann
Madrid-Wien. Der Flug nach Madrid wurde ein bisschen nach hinten verschoben,
was die ohnehin knappe Umsteigezeit noch verkürzt. 
Wer schon einmal in Madrid am
Flughafen war, weiß, dass er groß ist. Ich komme am Terminal 4 an und muss zu
Terminal 1. Das bedeutet Busfahren. 
Bis ich am richtigen Terminal stehe vergeht eine Stunde. Zum Glück sind alle Passagiere schon durch das Check-In, das heißt dort geht alles sehr flott.
Bis ich am richtigen Terminal stehe vergeht eine Stunde. Zum Glück sind alle Passagiere schon durch das Check-In, das heißt dort geht alles sehr flott.
Der Flug hatte auch noch Verspätung,
also alles gut gegangen.
| Hier in Madrid ist Sommer | 
| Flug erwischt! | 
Meine Familie empfängt mich am
Flughafen mit einem handgemachten Banner und vielen Umarmungen.
Wir gehen gleich österreichisch essen.
Frittatensuppe, Schnitzel und Apfelstrudel.
Frittatensuppe, Schnitzel und Apfelstrudel.
Mein Gaumen ist entzückt!
Und ich auch.
Hier sind wir nun offiziell am
Ende meines Südamerika-Jahres angelangt.
Es war eine unglaubliche Zeit
und ich bin sehr froh, dass ich meine Erlebnisse hier mit der Welt teilen
konnte. Danke auch an all meine internationalen Leser!
Mittlerweile sind schon zwei Monate vergangen seit meine Rückkunft. Ich studiere wieder Physik und habe mich überraschend gut an mein altes Leben zurückgewohnt.
Mittlerweile sind schon zwei Monate vergangen seit meine Rückkunft. Ich studiere wieder Physik und habe mich überraschend gut an mein altes Leben zurückgewohnt.
Danke fürs Lesen!
Alles Liebe
Valentin


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