13. Eintrag


Täglicher Schulweg - © Bernhard Schober

Das wird der letzte reguläre Blogeintrag von mir sein. Meine letzten Wochen sind im Vorbeifliegen und dann bin ich auf und davon zum Reisen.
Davon wird es, wenn ich in Österreich bin noch ein paar extra-Blogs geben.
Deshalb möchte ich mich bei all meinen Lesern, Bekannten wie Unbekannten, bedanken mir durch dieses extrem spannende und erlebnisreiche Jahr gefolgt zu sein!

Also ein letztes Mal ans Eingemachte:
Diese Blogeinträge kommen mir manchmal vor wie eine Aneinanderreihung von Festen, das stimmt ja auch irgendwie. Wenn es ums Feiern geht ist keine Gelegenheit zu schade.

Muttertag - 25.Mai

Wie zu jedem Feiertag gibt es einen Acto in der Schule. Momentan ist Muttertag, daher werden alle Mütter eingeladen und es wird gefeiert. Gedichte und Lieder von den Schülern werden vorgetragen, teilweise Acapella (weil noch immer keiner seine Lieder mitbringt), und wenn mit Musik dann erschallt diese über toll verkabelte Boxen.

Es gibt auch Spiele mit den Müttern, eines davon Basketball-Freiwürfe. Nur leider hatten die Auserwählten wenig Glück und das Ganze zog sich unangenehm in die Länge...
Kurz darauf gab es von den Männern ein Churrasco für die Mütter unter den Lehrern. Es wurde gegessen und dann bis vier Uhr getanzt und getrunken.

Und nun, nach den 50 Jahren und jetzt noch dem Muttertag dachte ich es kehrt endlich etwas Ruhe ein, eine kleine Pause von den ganzen Feiern.
Aber immer, wenn man sowas denkt rächt sich das Universum mit einem neuen Acto.
Natürlich etwas Erfreuliches. In La Paz wurde abgestimmt und unsere Schule erhält nun endlich die offizielle Anerkennung als Unidad Educativa Técnico Humanística (technisch-humanistische Schule).
Dazu kommt extra eine Dame aus La Paz angereist und überreicht uns das Zertifikat, das sie im Acto dann auch vorliest. Irgendwie haben sie es geschafft, die ganze Geschichte der Schule auf die eine Seite zu quetschen, ich bin beeindruckt.

Die Schule wird zertifiziert - © Caspar Conradi


Zu den 50 Jahren wurde eine in Stein gemeißelte Dankesplakette angefertigt. Dort bin ich jetzt für alle Ewigkeit als Volontär eintragen!

In Stein gemeißelt!


Letztes Mal Santa Cruz - 1. Juni

Ein letztes Mal fahren wir noch dienstlich nach Santa Cruz.
Es gilt einige Computerteile zu beschaffen und auch aufzustocken für unsere Nachfolger.
Auf der Hinreise sitzt vor mir ein blendender Typ, dem der Laden anscheinend gehört. Füße hochgelegt und Sitz bis zum Anschlag hinten. Als er kurz verschwindet stelle ich seinen Sitz etwas höher, hoffentlich merkt er es nicht. Das ist ein Nachteil am groß sein.

Der bolivianische König


Leider erwischt uns auf der Reise gerade eine Kältewelle und ich werde krank. Aber Arbeit muss getan werden, also fahren wir gut eingepackt und ich etwas wacklig auf den Beinen herum und gehen shoppen. Dabei sehe ich ein professionell selbst ausgebautes Auto.

Professioneller Innenausbau


Die Rückreise machen wir erstmals mit Trufi (Minibus-Taxi) und nicht Flota (Übernachtbus), da man ein bisschen die Landschaft sehen kann und spätabends ankommt und so noch eine gute Nacht Schlaf bekommt.
Ich bin mittlerweile recht krank und bleibe ein paar Tage zuhause.
Interessanterweise haben wir beide am Tag darauf einen Ausschlag am ganzen Körper und sind ratlos wo der herkommt. Aber vorsichtshalber gehen wir ins Spital, das erste Mal für mich!
Das ist wie erwartet nur mehr oder weniger hilfreich. Der Arzt sieht den Ausschlag nicht an, fragt mich nur was ich gegessen habe oder ob ich neue Kleidung trage. Ich verneine und er meint ich hätte eine allergische Reaktion (danke, Sherlock).
Er verschreibt uns beiden eine Spritze für die Symptome und noch ein Medikament für danach. Sie sind im Verschreiben recht gut, Vorgänger waren einmal krank dort und haben 7 Medikamente verschrieben bekommen. Diese wurden genommen und das hat ihm mehr geschadet als die Krankheit davor.
Nach ein paar Tagen klingt es wieder ab und uns geht es gut.
Nur die Kaltfront hält an und ich sitze noch krank zuhause.
Das ist hier nicht sehr witzig, da Bolivien nicht auf Kälte ausgelegt ist. Gar nicht.
Es gibt natürlich keine Heizungen, die Wände, Dach und Fenster dämmen kaum und es gibt sowieso Fenster ohne Glas wo immer Luft herumströmt. Also ist es drinnen nie merklich wärmer als draußen. Die Decken sind auch mehr dürftig als warm, ich schlafe oft in kompletter Montur mit Haube und Schal.
Zum Vergleich: Es hat nachts etwa 10 Grad und tagsüber vielleicht 15. Viel kälter wird es nie. Aber wenn man immer nur 30 Grad hat ist das ziemlich kalt, auch für mich, der kalt eigentlich mag.
Mittlerweile laufe ich auch bei 30 Grad mit langer Jeans und Pullover herum und fühle mich gut.

Fiestas

Während ich krank bin gibt es mal wieder ein Churrasco für den dia del maestro (Tag der Lehrer) das ich aber LEIDER verpasse.

Es folgt ein Geburtstag einer Lehrerin, bei ihr zuhause kochen alle zusammen ein leckeres Mittagessen. Auch Torte gibt es, ihr Gesicht wird natürlich in der Torte versenkt. Traditionell wäre noch ein Ei und Mehl auf den Kopf zu bekommen, das bleibt ihr aber erspart. Diesmal...

Geburtstagsessen

 
El día de San Juan ist unsere letzte Feier in den angrenzenden Internaten. Nach einem ausgiebigen Abendessen wird auch hier getanzt. Für die Jugendlichen sind diese Feste sehr wichtig, denn die Internate sind streng geführt. Mit Glück bekommen sie den Sonntagvormittag Ausgang, sonst sind sie immer im Internat, und obwohl Mädchen und Jungs nur durch eine Türe getrennt sind haben sie kaum Kontakt. Pärchen zwischen den Internaten sind streng verboten.
Hier läuft es so: Fliegt man auf, fliegt man raus.
Aber bei den Festen kann man den ganzen Abend miteinander tanzen und das tut gut.

Tanzabend im Internat
Zu Mitternacht wird man mit einem Buch auf den Kopf geschlagen, in der Hoffnung, dass das Wissen sich festsetzt. Außerdem wir man noch leicht ausgepeitscht und springt dann über das Feuer. Optional geht man noch barfuß durch die glühenden Kohlen.

Generell fühle ich mich sehr wohl in all den verschiedenen Internaten. Ich gehe öfters vorbei einfach so, werde zum Mittagessen eingeladen, helfe bei Hausaufgaben oder spiele Volleyball.

Essen

Ich werde gewagter und lasse mich von den Schwierigkeiten nicht aufhalten.
Beim Backen fehlen oft Zutaten, weil sie entweder zu teuer oder einfach nicht existieren. Dann muss man improvisieren. Auch meine Küchenausstattung ist eher dürftig. Ein Jahr habe ich Kuchen gebacken mit einer Plastikschüssel und einer Gabel zum Schlagen (Eierschaum mit einer Gabel schlagen ist wirklich nicht lustig).
So gibt es zum Beispiel Apfelstrudel, Erdäfelstrudel, Semmelknödel, Sauerkraut, Marillenknödel selbstgemacht. Aber die Challenge motiviert, außerdem gibt es am Wochenende oft nicht viel zu tun und jede Beschäftigung ist willkommen

Volleyball Turnier die Zweite – 16. Juni

Eine Geschichte der Frustration

Nach unserer lustigen, wenn etwas unerfolgreichen, Teilnahme an den plurinationalen Spielen kommt eines morgens der Schiedsrichter bei mir vorbei.

Wir veranstalten ein neues Volleyballturnier“ meint er.
Cool“, sage ich. „In 2 Wochen sind aber Ferien und danach bin ich weg. Wird sich das ausgehen?
Aber klar. Das sollte vor den Ferien fertig sein. Morgen geht‘s los.“
Sehr weit vorausplanend sind Sie, mein Herr“ denke ich mir.

Also frage ich die Mädchen und sie wollen alle teilnehmen.
Die Eröffnung ist am Folgetag und ich klappere drei Internate ab um alle Mädchen abzuholen. Ich gehe früh los, weil ich weiß wie lange die Mädchen immer brauchen bis sie bereit sind.
Wir kommen als erste im Colisseo an und wissen nicht wirklich was auf uns wartet. Spielen wir schon? Sind es nur Reden und Marschieren?
Also setzen wir uns und warten.
Halbe Stunde. Andere Leute trudeln ein. Stunde. Das Netz wird aufgestellt. Anderthalb Stunden. Aah da kommt eine Box und ein Mikro.

Herzlich Willkommen zum Turnier“ sagt der Schiri.
Singen wir mal die Hymne“. Wird gesungen.
Ein paar Dankesworte“.
Dankesworte vom Sponsor
Bitte alle aufstellen! Jetzt wird marschiert.“

Alle Teams marschieren im Kreis und das Publikum von geschätzten 20 Leuten applaudiert brav.
Dann wird das erste Spiel gelost, nicht wir. Also gehen wir heim.
Leider ist es schon 10 Uhr und die Betreuerinnen sind nicht sehr glücklich über die Verspätung. Eine darf überhaupt nicht mehr spielen, weil es zu spät ist.

Dann beginnen die Spiele, es wird gespielt Montag, Mittwoch und Samstag. Wir bekommen Samstag, was mich freut.
In dieser Woche trainieren wir zweimal. Jedes Mal kommen etwa 3 der 12 Mädchen. Ich sehe, die Ernsthaftigkeit ist dahin.

Organisiert wird das ganze Event übrigens durch eine WhatsApp Gruppe wo Verantwortliche (oder Unverantwortliche) von allen Teams drin sind.
80% des Inhalts sind aber witzige Bilder, doofe Videos, Gott liebt dich-Bilder und Kettennachrichten.
Dazwischen versteckt kommen die Spielpläne oder die Absagen. Ich liebe es.

Montag und Mittwoch wird direkt abgesagt, weil das Coliseo besetzt ist. Geht ja mal gut los.
Das heißt alles wird auf Samstag verschoben! Das rückt unser Spiel ganz ans Ende.
Um 4 beginnt das Turnier und wir sind das 4. Spiel. Also treffen wir uns in der Schule und gehen los. Halb sechs sind wir dort, als einzige.
Ich finde besagten Schiedsrichter und frage nach.
„Ja, sorry hab mich vertan. Es beginnt doch erst um 6 Uhr“.
Zumindest fädeln wir es so ein dass wir als zweite spielen. Wir verlieren zwar, aber das war zu erwarten und es ging sowieso mehr um die Gaudi und Erfahrung.

Nächste Woche, selbes Spiel. Montag Mittwoch finden Spiele statt, Samstag wieder wir. Insgesamt sind es sechs Damen-Teams. Also ein paar Spiele warten noch auf uns.
Das ist nun aber der erste Feriensamstag, die meisten fahren schon nach Hause. Mit Müh und Not bekomme ich 7 Spielerinnen zusammen. Zwei sind extra länger geblieben nur um zu Spielen.
Um halb 6 spielen wir, also komme ich um Viertel nach 5 zum Colisseo.
Dort spielen schon welche Mixed-Volleyball. Eigentlich waren wir als erstes Spiel geplant. Eine aus dem Team ist pünktlich da und ich gehe fragen wann wir spielen.
Den Schiri sehe ich aber nirgends, also eine andere Dame. 

Da ist der Spielplan.“, meint sie abwesend. Ich lese nach und finde unseren Namen nicht.
Da stehen wir nicht drauf.“
„Ah, seid ihr vom Volleyallturnier?“
„Genau.“
„Das wurde heute abgesagt, dies ist ein anderes Turnier“
„Also geht es nach den Ferien weiter?“
„Jup.“

Super. Zum Glück wurden wir vorgewarnt in der tollen WhatsApp Gruppe.
Mittlerweile sind 4 der 7 Mädels da, also könnten wir eh nicht spielen. Eine halbe Stunde später kommen die letzten. Wir schauen ein bisschen zu und gehen dann alle unserer Wege.
Am meisten tut es mir leid für die, die extra geblieben sind, nur um zu spielen.
Auch so bin ich, trotz der Ruhe die ich hier bekommen haben, angepisst auf die Organisation.
Das Einzige was man in den Momenten machen kann ist den Kopf schütteln und „Bolivien...“ vor sich hin murmeln.

Soviel auch zu „das ist vor den Ferien fertig“. Fast.
Wer wird dann die Aufsicht der Mädchen übernehmen, wenn ich weg bin? Das will ich eigentlich niemandem antun.

Cena de despedida con Quinto 5º

(Abschiedsessen mit der 5. Klasse) - 24. Juni

Meine Klasse! - © Caspar Conradi

Ich bin Klassenvorstand der Pre-Promo (also Vor-Abschlussklasse). Und zu meinem Abschied veranstalten sie für mich ein Abendessen. Es gibt (wie immer) Churrasco, das ist eine bolivianische Grillparty. Es wird ein Riesenbrocken Rindfleisch, Hühnerflügelchen und Würstel gegrillt, dazu gibt es einen Tomaten-Zwiebelsalat, Reis mit Käse und Yuca. Ausnahmslos.
Bei den 15 oder so Churrasco auf denen ich war gab es IMMER genau das. Aber es ist echt lecker, ich kann mich nicht beklagen. Es zeigt nur die Kreativität die an manchen Stellen etwas fehlt.

Abschiedsessen

Nach dem Essen wird dann natürlich getanzt (auch das ein wichtiger Bestandteil jedes Churrascos), nur der Alkohol fehlt (der ist normal ein ganz wichtiger Teil).
Nun könnte man sich wundern: ein Haufen 16-18-Jährige, die Lehrerin ist schon weg, machen Party bei einem Schüler zu Haus und keiner trinkt? Ganz genau.
Beim Alkohol gibt es hier kommt mir vor nur die beiden Extrempositionen. Die Trinker die sich jedes Wochenende volllaufen lassen und an nächsten Tag durch die Straßen torkeln. Auch bei den Lehrerfesten fließt immer reichlich Bier, nicht übertrieben viel, aber doch einiges.
Auf der anderen Seite gibt es die behütete Jugend (besonders die aus den Internaten, also aus den Comunidades (kleine Dörfer), denn in den Internaten gibt es kaum Ausgang und Alkoholverbot).
Besagte Internatskinder müssen auch um 10 wieder zurück sein, es wird aber 11, weil das kochen etwas länger dauert. Die Betreuerin ist nicht erfreut und gibt eine Standpauke, aber meine Anwesenheit hilft vermutlich etwas.
Das andere Internat hat bis 12 Erlaubnis, danach ist die Fiesta aber aus.
Bis dahin wird aber auch wieder getanzt, bei jedem Event einer der wichtigen Teile.
Die Musik ist nicht sehr abwechslungsreich, jeder hat einen USB-Stick mit Musik und die dreht ihre Runden. Gehört wird viel Reggeaton mit dem ganz typischen Takt (vor allen von den Jugendlichen) und viel Brasilero (aufgrund der Nähe zu Brasilien). Außerdem Cumbia, Merengue...
Englische Musik hört kaum jemand.
Jede der Musikrichtungen hat einen bestimmten Tanzschritt (die sind nicht sehr anspruchsvoll) und der Schritt wird dann getanzt, das kann oft eine Viertelstunde derselbe sein. Dann eine Viertelstunde der nächste Schritt.

Um das alles ein bisschen ansprechender darzustellen hier eine kleine Kollektion der verschiedenen Musikrichtungen:

Reggeaton: Te Bote - mit allen möglichen berühmten Sängern und Rappern. Vor allem der Rapper Bad Bunny (gelber Kapuzenpulli) ist sehr beliebt bei den ganzen Jugendlichen
Auch sehr beliebt ist CNCO (cinco), die latino-Version von One Direction

Brasilero: Wegen der Nähe zu Brasilien wird viel brasilianische Musik gehört. Am beliebtesten ist wohl dieses Album.
Egal wo in der Stunde man hin klickt, der Beat ist derselbe. Nur die Tonhöhe ändert sich. Versuch es mal!
Hier mein Lieblingslied des Albums:

Traditionelles: Auch traditionellere Musik wird, vor allem von den Erwachsenen, zum Tanzen gehört.

Insgesamt wird in San Ignacio musikalischer Inzest betrieben. Da kaum jemand Computer hat, wird die Musik von Handy zu Handy oder USB-Stick weitergereicht. Das heißt auf verschiedenen Partys mit verschiedenen „DJs“ hört man dieselben Lieder.
Aber wie es immer so ist, man gewöhnt sich daran. Ich kann mittlerweile überall mitsingen und ohne die dröhnende Musik der Nachbarn am Wochenende komme ich mir etwas einsam vor.

Letzte Schulwoche – 24. Juni

Bernhard, Ex-Lehrer und (Fahrrad-) Freund von Caspar kommt uns eine Woche besuchen um sich unser Leben hier und die Schule anzusehen.
Danach werden die beiden eine Fahrradtour durch Bolivien machen.
Als Vorbereitung fahren die beiden ein Fahrradrennen, Caspar gewinnt den ersten Platz!

Und der Gewinner ist ... CASPAR! - © Bernhard Schober

Ich werde, wenn ich hier fertig bin, mit Freunden durch Peru und dann alleine durch Ecuador reisen. Darauf freue ich mich schon sehr, andererseits bedeutet das das Ende meiner Zeit hier und das ist auch traurig.
Man muss sich außerdem Gedanken über die folgende Zeit machen, denn das Leben hier ist sehr einfach und klar, man hat seine Wohnung und seinen Job. In Österreich ist alles ein bisschen komplizierter.

Caspar wird in einem eigenen Acto verabschiedet. Dort werden Tänze präsentiert, auch wir werden zum Tanzen aufgefordert (was wir schon besser meistern als damals bei unserer Willkommensfeier). Es werden sehr herzliche Worte von beiden Seiten gesprochen und man spürt, dass wir in diesem Jahr wirklich eine Familie geworden sind, daher fällt das Loslassen nicht leicht.

Traditionelle Tänze zum Abschied - © Bernhard Schober

Wir natürlich voll dabei! - © Bernhard Schober

Mittlerweile professionelle Tänzer - © Bernhard Schober

Das Internat veranstaltet auch eine Verabschiedung für uns beide. Die Torten mit unseren Namen sind beide humorös (Gaspar und Valen), dann danken uns einige Mädchen und die Betreuerinnen. Bei den Umarmungen fließen schon die ersten Tränen. Als Andenken haben sie T-Shirts gestaltet mit Sprüchen und Glückwünschen darauf. Die Größe der Leiberl ist aber bolivianisch, also etwas anliegend für uns.

Die Verabschiedung fällt schwer - © Bernhard Schober

XXXS-Andenken - © Bernhard Schober

Sieht wohl lustig aus - © Bernhard Schober

Nach einem Jahr machen Namen immer noch Probleme...



Am vorletzten Schultag macht die erste Klasse, deren Klassenvorstand Caspar ist, einen Ausflug zum Bañeario (Strandbad) das am Guapomó-See liegt.
Dort kann man zwar theoretisch schwimmen gehen, aber im See gibt es Pirañas, daher ist das ein gefährlicher Spaß. Ich war in diesem Jahr nie im See, was schade ist, weil es in der Hitze oft echt angenehm wäre.
Wir machen einen Fruchtsalat, spielen Volleyball, schaukeln und tanzen (lustig, wenn man tanzen von Mädchen lernt, die einem bis zur Brust gehen).

Happy Fruchtsalat! - © Bernhard Schober


Plötzlich: Versammlung am Ufer. Ein Junge wurde in den kleinen Zeh gebissen. Der Nagel hängt nur noch ein bisschen dran und auch ein bisschen Fleisch steht weg.
Was nun?
„Desinfizieren!“ sagt jemand. Aber wie?
„Ich habe gehört man kann das mit Urin machen!“ sagt jemand anders. Ein Mädchen schnappt sich schon einen Becher uns läuft zum Klo. Das dauert aber, also beschließt der Kumpel von dem Gebissenen sie machen es auf die männliche Tour. Also gehen sie 10 Meter weg und er pinkelt direkt drauf.
Mittlerweile hat Caspar sein Erste Hilfe Paket ausgepackt und der Fuß wird verarztet. Dann fahren die Lehrerin und der Junge ins Spital.
Das lässt uns mit einer Horde Kinder zurück. Mir hat die Lehrerin noch Geld in die Hand gedrückt, mit dem ich das Essen das geliefert wird bezahlen soll. Nachdem alles verschlugen ist treiben wir die Kinder an und gehen wieder zur Schule zurück.
Anm.: Es geht ihm wieder gut.

Badeausflug! - © Bernhard Schober


Am letzten Schultag wird noch die ganze Schule geputzt. Auch wir putzen die Computación blitzeblank. Aber putzen und Bolivien verstehen sich nicht wirklich. In ein paar Tagen ist es wieder so dreckig wie jetzt. Vor allem der feine Staub und Sand aus dem hier alles besteht (wie die Straßen) setzt sich immer und überall fest.
Am Nachmittag veranstalten wir bei uns ein Churrasco für die Lehrer, unsere Abschiedsfeier. Wir haben einen schönen Abend und Essen lecker, tanzen viel.
Um vier Uhr ist Schluss, denn am nächsten Tag ist um 8 Uhr Elternsprechtag, aber da sind die Bolivianer hart im Nehmen. Ich bin natürlich anwesend.

Churrasco - © Bernhard Schober

Und natürlich Torten! - © Bernhard Schober


Sonntag ist Caspars letzter Tag in San Ignacio, dann brechen die beiden Radler zu ihrer Reise auf. Der Abschied ist herzlich und dankbar, aber nicht traurig. Wir wohnen ja in Wien nicht weit auseinander.
Wir sind uns in diesem Jahr ans Herz gewachsen und haben alle Schwierigkeiten zusammen gemeistert. Vielen Dank für Alles!

Viele halten uns immer noch für Brüder. Warum wohl... - © Bernhard Schober


Es bleibe nun ich, allein.
Caspar weg, JB in Santa Cruz, die Volontärinnen Richtung Brasilien, alle Kinder in den Ferien.
Ein paar bleiben aber um im Internat zu arbeiten. Mit ihnen spiele ich abends Spiele oder Basketball und koche manchmal mit.

Noten eintragen – 3. Juli

Das Bolivianische Schuljahr besteht nicht aus 2 Semestern, sondern 4 Bimestern. Persönlich mag ich dieses System nicht wirklich, da man alle paar Monate wieder eine Prüfung machen muss, wieder Noten eintragen muss, wieder Frühwarnungen an alle Eltern schicken muss...
Das Noteneintragen ist eine große Gaudi, denn ganz Bolivien macht das in dieser Woche und das bolivianische Internet überzeugt nicht mit großer Geschwindigkeit oder Stabilität. Auch der Server des Bildungsministeriums bricht öfter ein.
So setzen wir uns also hin, ich als (dritter) Klassenvorstand mit dem Klassenvorstand einer anderen Klasse, denn alle anderen sind in die Ferien gefahren. Die beiden Klassen haben zusammen 60 Schüler, und die Noten gehen von 0 bis 100. Selbst nach einem Jahr verwechsle ich immer noch 60 und 70 (sesenta, setenta), besonders wenn die Noten in Höchstgeschwindigkeit vorgelesen werden und ich sie gleichzeitig online eintragen muss. Dann wird gegenkontrolliert indem ich die Noten noch einmal vorlese. Und dann... bricht normalerweise der Server ein und der Fortschritt wird gelöscht. Also dasselbe nochmal. Meist kann man 1-2 Schüler eintragen bevor das passiert, also haben wir wohl eher 90 Schüler eingetragen. Aber alle nehmen das mit bolivianischer Gelassenheit und nach einem Vormittag sind wir fertig.

Geburtstag – 4. Juli

Meinen Geburtstag verbringe ich hauptsächlich mit Essen. Zum Frühstück gibt es Bananenmilch mit Kuchen, zur Tee Jause schenken mir die Lehrer noch eine große Torte und singen ein Ständchen. Dann Pollo al horno (Backhendl) und zu guter Letzt mache ich als Abendessen für alle Marillenknödel – wobei wohl eher Pfirsichknödel, Marillen gibt es gerade nicht.

Happy Birthday to me!

Diabetes pur, ich liebe es!

Marillenknödel, selbstgemacht

Letzte Woche – Einweisung des neuen Volontärs – 8. Juli

Der neue Volontär Jakob, der unsere Stelle hier übernehmen wird, kommt nun nach Bolivien. Die nächste Woche werden wir zusammen verbringen und ich werde ihm alles zeigen.
Die Ankunft verläuft (Bis auf eine Datumsverwechslung) ohne Schwierigkeiten, ich fahre nach Santa Cruz zum Flughafen um ihn abzuholen. Dann verbringen wir den Tag (von 6 Uhr morgens bis 9 Uhr abends) an einem Sonntag in Santa Cruz. Santa Cruz an sich ist nicht besonders spannend, an einem Sonntag noch weniger. Aber wir schauen uns alle wichtigen Orte an, gehen ins Kino und lecker essen und fahren dann mit dem Nachtbus nach San Ignacio zurück. Ich erinnere mich noch wie spannend das alles beim ersten Mal war!
Hier geht das Herzeigen gleich weiter. Wir machen eine Tour durch die Schule, wo grade die Dächer in den Ferien gewechselt werden.

Momentan ein Riesensaustall wegen Dacherneuerung


Danach noch eine Fahrradspritztour durch das Dorf. Wir schauen uns den Markt und die paar „Sehenswürdigkeiten“ an.
Weiters besteht meine Aufgabe nun darin, Jakob den Unterricht zu zeigen. Noch sind Ferien, wir werden nur drei Tage zusammen unterrichten, dann ist er ein Monat auf sich alleine gestellt, bis die zweite Lehrerin kommt.
Zum Glück kann er schon Spanisch und gewöhnt sich auch schon an den Dialekt, also ich denke er wird das gut meistern.
Abends spielen wir immer mit den Internatsmädchen die hier sind Basketball.
Einmal kochen wir auch österreichisch für alle. Es gibt Semmelknödel, Erdäpfelsalat und Hühnergeschnetzeltes. Das erste Mal für mich, aber es schmeckt lecker und auch die Bolivianer sind begeistert!
Nebenbei gilt es noch meinen Abschlussbericht zu schreiben, meine Reise zu planen und mich langsam von allem und allen zu verabschieden.

Die Betreuerinnen und Mitarbeiter des Internates schmeißen mir noch eine letzte Churrasco-Abschiedsparty.
Es wird gegrillt, getanzt, Jakob wird auch sofort in die lokalen Tänze eingewiesen und ich bekomme als Andenken ein hübsches traditionelles, schwarzes Chiquitano-Hemd (Die Gegend hier heißt Chiquitania).

Ein allerletztes Churrasco!


Dann geht die Schule auch schon wieder los.
Montag gibt es gleich den Acto Civico, viele Vorstellungen und viele Namen zu lernen für Jakob. Einweisungen in die Computación. Ziemlich erschlagend am ersten Tag, war bei mir genauso.

Schüler der ersten Klasse - © Bernhard Schober
Die Kinder sind genau wie ich recht traurig, dass ich gehe. Das zeigt, dass ich etwas richtig gemacht habe! Viele sagen:
"Ach Profe, bleib doch noch. Geh nicht!"

Und ich werde ein bisschen sentimental dabei. Ich war jetzt doch ein Jahr hier und mir sind die Kinder ans Herz gewachsen. Es ist wie eine große Familie.

Und ich bin langsam auch ein bisschen aufgeregt. Koffer packen, Kleidung aussortieren, letzte Erledigungen machen.

Es sind nur noch 2 Tage.
Am Abend werde ich zu einem (letzten?) Abendessen eingeladen, von den Mädchen aus dem Volleyball-Team. Ich bin berührt und echt dankbar, dass ich diese Gelegenheit ergriffen habe und die Mädchen trainiert habe.


Letzter Tag!
Heute gibt es einen Verabschiedungs-Acto für mich und gleichzeitig das Willkommen für Jakob und Johanna, die neuen Freiwilligen.

Ich bekomme einige Andenken, einen spontanen Abschlusstanz und viele viele Umarmungen und Tränen.


Andenken der Pre-Promo - © Jakob Gartner

Ein letzter Tanz - © Jakob Gartner


Das wars jetzt!
Bis bald!

Nun geht's ab in die Ferne!

Zum Ende dieses Jahres eine kleine Statistik:

Häufige (Nach-)Namen:                 Ortiz (24, 10%), Masaí (20)
María (11, 5%), Carlos (7)
Rad repariert:                               8 grobe Sachen
Schuhe repariert:                          4-mal nähen lassen, selbst geklebt und genäht
Hose genäht:                                 10-mal (selbst schuld, wenn man nur eine schwarze Hose mitnimmt)
Gefragt worden wann Geburtstag/Warum so groß/ tolle Haare/Wann fährst du:      1395 (Schätzwert)
Schwangerschaften:                      Ich weiß von 8 (Dunkelziffer vermutlich höher)
Schwimmen gegangen:                  2-mal (einmal am día del estudiante, einmal in Thermalquellen in Uyuni)
Male nach Santa Cruz gefahren:   ca. 9-mal
Churrascos:                                   gefühlte 49
T-Shirts bekommen:                     11 (Bolivianer lieben T-Shirts)


Zuletzt noch vielen Dank an Bernhard, Caspar und Jakob, die mir ihre tollen Bilder zur Verfügung gestellt haben!



Für alle, die interessiert sind wie es hier weitergeht: Mein Nachfolger Jakob hat auch einen Blog, wo man weiterlesen kann.


Hasta Pronto!

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