Südamerika Reise 1 (Cusco, Machu Picchu)


Machu Picchu

Ich sitze hier am Flughafen in Quito und warte, dass mein Flieger in die Heimat startet. Die Zeit nutze ich dazu, die 20 Seiten Notizen, die ich mir während fast einem Monat Reisen gemacht habe, in Blogeinträge zu verwandeln. Mit ganz viel Witz und meiner persönlichen, etwas besonderen Sicht auf viele Dinge.
Das letzte Jahr war das spannendste, schönste und glücklichste meines Lebens. Das letzte Monat war das intensivste meines Lebens.

In einem so kurzen Zeitraum so weit herumzukommen und so unglaublich viele Dinge zu erleben war wahnsinnig schön und sehr anstrengend.

Meine Freunde Lukas und Marlene sind nach Südamerika gekommen, und werden einen Teil der Reise mit mir zusammen bestreiten (nämlich Peru).
Danach geht es allein weiter durch Ecuador bis zur Hauptstadt Quito, von wo mein Heimflug startet.

Hier der Reiseplan:

San Ignacio – Santa Cruz – La Paz – Cusco – Machu Picchu – Puno – Arequipa – Pisco – Lima – Piura – Cuenca – Banos – Quilotoa - Quito

Reiseplan durch Südamerika

Reisefacts:

Länder besucht:                              3 (Bolivien, Peru, Ecuador)
Zeit gereist:                                    25 Tage
Zeit in Bussen verbracht:                 150 Stunden (das sind 6 Tage von den 25)
                                                      180€ (Faustregel: 1€ pro Stunde)
Kilometer gereist:                           knapp über 6000km
                                                      Wie Wien-Kabul (Afghanistan)
Halte gemacht:                               9 (plus 3 Durchreise)
Nächte in Hostals:                           16 
Nächte in Bussen:                            8 (Ein Drittel)

Das Äquivalent meiner Reise, aber von Wien aus

18. Juli - Letzter Schultag

Offiziell ist mein Dienst zwar schon aus, aber um Jakob bei seinem Start zu unterstützen bleibe ich noch ein wenig länger in San Ignacio.
Doch heute ist wirklich mein letzter Tag. Am Abend werde ich meinen ersten Bus in Richtung Peru besteigen.

Es ist Mittwoch, ein normaler Unterrichtstag. Es werden also immer noch Gefallen getan, Andenken-Selfies mit den Jugendlichen ausgedruckt und am Nachmittag haben wir noch eine letzte gemeinsame Schulstunde.
Wie bei allen Anlässen gibt es einen Acto, heute für meine Verabschiedung und das Willkommen für Jakob und Johanna.
Wie immer wird viel getanzt und wie immer muss ich natürlich mitmachen, aber das geht mittlerweile auch ganz gut spontan.

Abschiedstanz

Es gibt einige Geschenke von der Schule und meiner Klasse.

Abschiedsgeschenke meiner Klasse

Es berührt mich sehr, wie traurig viele sind, dass ich gehe. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich so liebevoll aufgenommen wurde in diese große Familie und es fällt mir schwer zu gehen.
Auch den Jugendlichen fällt das Loslassen schwer, und es fließen reichlich Tränen und es gibt viele Umarmungen und Erinnerungsfotos.
Abends verabschiede ich mich noch einmal von den verschiedenen Internaten und es gibt noch mehr herzzerreißende Momente.

Doch dann heißt es Adiós sagen, Koffer zu und ab zum Terminal!
Ja richtig, Koffer. Ich fliege ja aus Ecuador heim, also muss ich all meine Siebensachen auf die Reise mitnehmen und reise daher mit meinem großen Koffer, mal sehen wie das geht!



Oft nur mit Gewalt zu schließen der gute Koffer

Der erste Stopp bringt mich ein letztes Mal nach Santa Cruz de la Sierra.

Wie jeder, der schon einmal in Südamerika war oder der meinen Blog verfolgt weiß, hier reist man per Bus. Und zwar alles.
Ein Zugsystem gibt es kaum, mit mehr Geld könnte man natürlich fliegen, aber ich bleibe doch beim Bus. Das klingt auf Anhieb ungemütlicher als es ist, die Fernreisebusse (denn wegen der großen Distanzen fährt man meistens über Nacht) sind sehr komfortabel und man kann gut schlafen.
So erspart man sich die Reisen übertags und noch eine Hostalnacht dazu, also Win-Win.

Ein typischer Doppelstöcker-Reisebus

19. Juli - Reise Santa Cruz → La Paz



Noch ist es leer im bequemen Bus

20. Juli - Reise Santa Cruz → La Paz (Teil 2)

Ich wache ungefähr zum Sonnenaufgang auf weil sich nichts mehr bewegt. Ein Blick aus dem Fenster offenbart mir eine eingeschneite Berglandschaft. Leute beginnen sich lautstark aufzuregen und durch den Bus zu rufen „Fahr weiter!“ Die Locals aus einem nahen Dorf nutzen die Gelegenheit um in ganzen Staukonvoi Tee und Kaffee zu verkaufen. Wenns ums Verkaufen geht ist immer und überall wer zur Stelle! Ich werfe einen Blick nach draußen. Der Pass ist wegen Eis und Schnee gesperrt, und wird es auch noch ein paar Stunden bleiben.

Toller Sonnenaufgang in toller Landschaft

Viel Stau auf einem zugeschneiten Pass
Kalt ist es hier in den Bergen, die Bolivianer gehen aber in Flip Plops. Einziger Unterschied: Gegen den Schnee und die Nässe haben sie Plastiksäcke über den Füßen. Das muss wirklich kalt sein, aber die Hochländer sind sehr hart im Nehmen.

Seit drei Uhr früh stehen wir hier, um elf fahren wir nach viel Aufgerege endlich weiter.

Die nächsten Stunden geht es auf einem schlammigen Dreckweg neben der noch nicht fertigen Autobahn auf den Bergrücken weiter. Bei uns sind Straßen oft im Tal, aber hier sind Straßen und auch Städte oft auf den Rücken.

Fahrrad auf der Autobahn (in Bau), Bus auf der Dreckstrasse...

Die Zeit vergeht, und als Ablenkung spielen sie Filme auf kleinen Fernsehern und auf Lautsprecher. Gestern Abend haben wir Rocky 1 gesehen, heute… Dreimal hat Rocky 1 schon begonnen (immer so eine halbe Stunde, dann Abbruch und später wieder von vorne).

Um sechs Uhr abends kommen wir endlich nach 28 Stunden Fahrt in La Paz an, dabei sind es nicht einmal 900km. Boliviens Straßensystem ist einfach so schlecht ausgebaut, dass die Busse sehr langsam fahren müssen. Die Verbindungen zwischen Hauptstadt Sucre, Regierungssitz La Paz und größter Stadt Santa Cruz sind teilweise Dreckstraßen, mehrspurige Autobahnen gibt es fast nirgends, meist ist man auf einspurigen Landstraßen unterwegs, mit diesen Monstern von Bussen.

Ich bleibe eine Nacht in La Paz, da der Übertritt nach Peru im nächsten Abschnitt nur tagsüber möglich ist.
La Paz
Im billigen Hostal tausche ich Schmerzen im Kreuz und Hals von der Busfahrt gegen Schmerzen in Schulter und Hüfte von der durchgelegenen Matratze ein. Aber ich kann mich ja morgen im Bus wieder davon auskurieren.

21. Juli - Reise La Paz → Cusco

Am Busbahnhof gönne ich mir noch einen Massagestuhl für 5 Cent pro Minute.
Bisher war ich immer als einziger Gringo in der Bussen unterwegs, aber von hier nach Peru ist der Bus plötzlich voller Touristen und ich fühle mich etwas unwohl, im Inneren fühle ich mich mehr als Einheimischer denn Tourist.
An der Grenze bin ich kurz unsicher ob ich Bolivianer oder Österreicher, Student oder Volontär bin. Wo wohne ich eigentlich jetzt? Laut Busunternehmen bin ich aber Valentina aus Australien (dieses Klischee hat sich tausendfach bestätigt, niemand kennt Österreich).
Ich weise ihn darauf hin, aber er meint „no importa!“ (ist wurscht).

Draußen schneit es. Nach kurzer Rechnung kommen ich auf 18 Monate wo ich es nicht schneien gesehen habe… Manche Dinge vermisst man doch.

Der Grenzübertritt läuft einfach, außer dass ich als ausreisender Bolivianer 20€ zahlen muss (für Bolivien viel Geld. Aber für einen Gringo?)
Der Schnee hat sich mittlerweile in Regen verwandelt und mein Fenster leckt, aber ich bekomme eine Decke um mich gegen den Regen zu schützen.

Die Touristen lästern über viele Kleinigkeiten die für mich schon normal sind, auch solche ungemütlichen Situationen tut man irgendwann mit einem Schulterzucken und einem geflüsterten/gefluchten „Bolivien...“ ab.

Bei einer Umleitung sitzt der Bus auf und es klingt nicht gut.
Aber der Busfahrer brettert mit 100km/h weiter. Dann bleiben wir plötzlich stehen und die Fahrer steigen aus und inspektieren das Hinterrad. Ich inspektiere derweil die Gegend und verstehe woher das Wort Pampa seine Bedeutung hat. Hoffentlich stranden wir nicht hier.
Aber wir fahren weiter, auch wenn jetzt mit netten Nebengeräuschen.
Im Dunkeln übersieht der Fahrer eine Bremsschwelle, von denen gibt es in Südamerika zuhauf. Der ganze Bus voller halb schlafender Leute fliegt ordentlich in die Luft.

Wieder einmal ist die Stundenprognose des Busunternehmens nicht ganz akkurat, aus 14h werden 18 Stunden, aber bei den Größenverhältnissen ist das ja ein Katzensprung.
Es ist Mitternacht und ich bin endlich in Cusco, dem ersten echten Stop meiner Reise.
Drei Tage war ich bisher unterwegs.

Ich möchte ein Taxi vom Terminal zum Zentrum, aber es gibt gerade keine. Das nächste schnappt sich eine Familie. Dann nach einer halben Stunde kommt eines das mich vollkommen überteuert aber sehr freundlich zu einem günstigen Hostal bringt.
Taxifahrer sind hier eine wahre Goldgrube. Ich habe mir angewöhnt nichts nachzuschauen, ich sage einfach zum Taxifahrer „Bring mich in ein günstiges aber gutes Hostal nahe dem Zentrum“ und sie kennen immer etwas Perfektes. Bei uns soll es ja Leute geben die im Vorhinein ihr Hostal im Internet buchen…
Der Taxifahrer spricht mit mir so wie viele Lokale ein Idioten-Spanglish, sehr einfach zu verstehen, aber ich kann doch Spanisch. Beim Hostal in der Diskussion mit dem Besitzer packt er aber sein echtes Spanisch aus und ich blicke gar nicht durch.
Natürlich sprechen die Peruaner einen anderen Dialekt als die Bolivianer, aber in Großen und Ganzen verstehe ich auf meiner ganzen Reise (auch später in Ecuador) eigentlich alle Leute.

Mir kommt trotzdem vor die spanischen Dialekte variieren trotz riesiger und vieler Länder weniger als beispielsweise Deutsch in Europa.

22. Juli - Cusco

Hauptplatz von Cusco

Ich bin noch zwei Tage alleine in Cusco, dann werden meine Freunde Lukas und Marlene zu mir stoßen und wir beginnen den gemeinsamen Abschnitt unserer Reisen.

Um die Stadt kennenzulernen, und das stellt sich für mich als der beste Weg heraus, mache ich eine „Free walking Tour“. Der Führer erwähnt interessante Dinge, wie das Problem die Inka Kultur auf Spanisch zu erklären, wo sie doch damals Quechua gesprochen haben. Viele Dinge lassen sich nicht gut übersetzen und schon gar nicht lässt sich die Kultur wirklich verstehen.
Ich bemerke dasselbe, jetzt wo ich Spanisch spreche verstehe ich die südamerikanische Kultur viel besser als früher und es auf Deutsch zu erklären ist schwierig bis unmöglich.

Cusco ist wirklich hübsch. Hübsch gibt es in Bolivien einfach nicht. Wenn man zudem noch von Wien verwöhnt ist, ist man andere Dinge gewöhnt. Aber nach meiner Abstinenz empfinde ich auch Cusco als sehr schöne Abwechslung.

Der Stil ist geprägt von alten Inka-Mauerresten oder Fundamenten und ansonsten dem spanischen Kolonialstil. Das bedeutet (für ganz Südamerika, ohne Ausnahme): Ein Hauptplatz - oft genannt „Plaza de Armas“ (Waffenplatz, früher Sammelpunkt des Militärs) mit einer großen Kirche als Stadtzentrum. Rundherum die Altstadt und weiter draußen die Neustadt.
Und alles im Schachbrettmuster. Wie in Spanien und New York.

Die Kirche am Hauptplatz in Cusco

Nicht nur die Stadt sieht sehr anders aus, auch die Leute. Bolivien ist das Land mit dem größten Prozentsatz an Indigenen, und so sehen auch alle Leute aus. Klein, fest und schwarze, glatte Haar und Augen. Es gibt kaum Migration und kaum Ausländer und auch unter den Spaniern war Bolivien nicht sehr beliebt. Die waren eher an der Küste, in Peru und Ecuador beispielsweise.

Dort sind die Aussehen natürlich durchmischter. Indigene, Spanier, afrikanische Sklaven und viele asiatische Einwanderer vermischen sich zu sehr interessanten Kombinationen. Die Menschen haben viel mehr Diversität im Aussehen.


Eine Klasse in Bolivien. Alle sehen ziemlich "ursprünglich" aus


Der Mercado San Pedro in Cusco, designt von Gustave Eiffel

Danach gehe ich wie die lokale Bevölkerung am Markt essen. Auch das ist ein Geheimtipp, wenn man günstiges und lokales Essen möchte.

Im Markt

Man zahlt etwa 1€ für eine Nudelsuppe und Fleisch frittierten Fisch mit Reis, Pommes und Salat.
Gut, die Nudeln sind zerkocht und es sind Knochensplitter in der Suppe. Das Fleisch ist mehr Knochen und Fett als Fleisch ist. Aber kann man darüber hinwegsehen ist es eine gute Sache!


Menü am Markt

Kosten fürs Menü: 1€

Man findet auch immer spannende Dinge auf den Märkten...

Der Fleischmarkt ist immer sehenswert. Hier Rinderschnauzen

Das typische Bild, die bunten Touristenstände mit Pullovern, Rucksäcken und kleinen Andenken

Später möchte ich mir die omnipräsente Cristostatue auf dem Berg ansehen, als kleinen Akklimatisationsspatziergang und als Übung für spätere Abenteuer in der Höhe.

Die Cristostatue

Cusco liegt auf 3400 Metern, also schon recht hoch. Aber für eine Stadt in den Anden nich ungewöhnlich.

Als Vergleich, der Großglockner, Österreichs höchster Berg ist 3800 Meter hoch.
Die Anden sind wirklich verdammt hoch.


Nun stoße ich irgendwann an einem Kontrollpunkt an, wo man fast 20€ Eintritt zahlen soll. Sicher nicht!
Ich frage einen Lokalen und der beschreibt mir sehr freundlich und genau wie ich gratis hinaufkommen kann. Nächster Geheimtipp: Fragen. Die Bewohner kennen gute Tricks.
Dann heißt es Stiegen steigen, 160 Meter über der Stadt thront die Statue. Die Stufen sind endlos und bei der Höhe bleibt einem schnell die Luft weg. Ich stapfe aber stur weiter und kann dann als Belohnung die Aussicht genießen.


Cusco von oben
23. Juli - Cusco

Beim Frühstück im Hostal lerne ich den Mexikaner Rey kennen, mit ihm quatsche ich und wir gehen noch einmal frühstücken, Tee trinken und Mittagessen und führen derweil ein sehr interessantes Gespräch. Das ist wirklich toll, wenn man nach einem Jahr die Sprache beherrscht und auch interessante Diskussionen führen kann!

Dann muss ich mich um Machu Picchu kümmern, da wollen wir nämlich als Erstes hin
.

Ein kleiner Guide für Unternehmungen in Südamerika:

Online nachlesen kann man gleich wieder vergessen, das einzige was man findet sind überteuerte Angebote und schlechte Rezensionen von unzufriedenen Touristen.
Besser geht man ins Zentrum, dort wimmelt es immer von Travel-Agencies, die bieten Tagesausflüge oder längere Touren zu allen interessanten Orten in der Gegend an.

Die Preise variieren, je nach Komfort und was alles inklusive ist (Snack, englischer Guide, gutes Equipment…)

Man lässt sich informieren und dann vergleicht man ein paar Agencies um eine Idee für einen gerechten Preis zu bekommen.

Dann entscheidet man sich und bucht. Fertig!
Ich reise günstig, also nehme ich Inkommoditäten in Kauf.


Wie man nach Machu Picchu kommt:

Für Machu Picchu (Aussprache: Matschu Piktschu) gibt es viele verschiedene Varianten.
Man kann direkt von Cusco mit dem Zug nach Aguas Calientes (das Dorf am Fuße Machu Picchus) fahren. Von Aguas Calientes dann mit dem Bus auf den Berg und wieder hinunter. Sehr teuer! Und komfortabel.
Oder mit dem Bus nach Hidroelectrica, einem Wasserwerk in der Nähe von Aguas Calientes. Dann kann man den restlichen Weg im Zug oder zu Fuß zurücklegen, je nach Budget und Sporteslust (Der Zug kostet um die 100$). Von Aguas Calientes kann man auch zu Fuß nach Machu Picchu hinaufsteigen, die endlosen Treppenstufen.
Für Abenteurer gibt es auch verschiedene Trecks die mehrere Tage dauern über einige Berge und die in Machu Picchu enden. Aber auch die sind preislich nicht günstig (der Teuerste, der Inka-Trail um die 500$)
Wir entscheiden uns also für Bus und dann wandern und Treppensteigen. Mit Eintritt, Nächtigungen, Verpflegung und Transport zahlen wir 60€.
Wer sagt, dass der Spaß teuer sein muss?

Als Training steige ich gleich noch einmal zum Cristo hinauf, denn in Machu Picchu werden mich viele Stufen erwarten.

Die Locals meckern nicht. Ein Mann trägt hier für sein Hostal dei Bierkisten den Berg hoch

24. Juli - Cusco

Hier in Südamerika ist gerade Winter und in den Anden kann es schon empfindlich kalt werden (unter Null Grad habe ich aber selten erlebt).
Nur sind im Gegensatz zu Europa die Häuser nicht gedämmt, es gibt keine Heizungen und oft lebt man in halb offenen Innenhöfen.
In meinem Hostal in Cusco und auch später in Quito ist der Gemeinschaftsraum ein halb offener Innenhof, das Zimmer hat keine Heizung und nur ein kleines Fenster auf ebenjenen Innenhof. Das bedeutet, dass man nachts mit ziemlich viel Kleidung schläft.
Frühmorgens möchte ich eine Dusche nehmen, flitze also halbnackt durch den Innenhof in das kalte Gemeinschaftsbad in eine seehr heiße Dusche.
Sobald die Sonne dann rauskommt wird es aber ziemlich angenehm, bis zu T-Shirt warm.

Elektroduschkopf. Safety...last?

Heute am Nachmittag werden Lukas und Marlene ankommen, also gebe ich mir noch einen letzten Vormittag in der Stadt alleine.

Am Hauptplatz ist in bewährter Art gerade ein Aufmarsch der Schulen zu irgendeinem Feiertag. Es wird auch getanzt, keine Frage.


Marschieren am Hauptplatz

Wie überall wo es viele Leute (und Touristen) gibt, sind viele Verkäufer auf den Straßen unterwegs. Und das sind keine professionellen, sondern einfach Leute die Geld brauchen. Manchmal ziemlich dringend wie es scheint, denn was sie so verkaufen kann ziemlich skurril sein.

Einige Beispiele: Ein alter Mann verkauft Klopapierrollen (ist aber sehr praktisch!), ein anderer verkauft nur Seil, steht mitten auf dem Gehsteig und preist seine drei verschiedenen Seilarten an. Sonnenbrillen werden mir viele angeboten obwohl ich eine anhabe.
Aber natürlich gibt es auch viel Essen und Trinken wie frischen Orangensaft, Churros (süße, frittierte Teigwürste), gegrillte Fleischspieße.
Es gibt auch sehr viele Kinder die Dinge verkaufen, meist Kaugummis oder Süßigkeiten. Das kann auf Plätzen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln sein . Und mit Kinder meine ich auch Kinder, also manchmal 3 Jahre alt.
Am Hauptplatz kommen zwei kleine Mädchen zu mir und die Einjährige stielt mir meinen Rubics-Cube der sehr faszinierend ist. Die beiden waren am Vormittag im Kindergarten und jetzt sind sie bei ihrer Mutter die Essen verkauft am Hauptplatz, streunen aber alleine herum, mit etwa 1 und 4 Jahren.

Am Hauptplatz gibt es an jeder Ecke ein Massagestudio, ich beschließe, mir eine Massage um 4€ für eine Stunde zu gönnen, und man bekommt halt was man bezahlt. Es war ganz nett, aber so wie in allen Sparten auch nicht sehr professionell.

Wie alle guten Touristen habe auch ich meinen Alpakapullover an. Die Modelle sind von Bolivien bis Ecuador dieselben, da muss es irgendwo eine riesige Fabrik geben.
Hat man lieber lebende Tiere kann man auch überall Fotos mit den Alpakas machen, die geben sogar Bussis.


Nettes Alpaka, und Alpakapulli (Kannibalismus?)

Nun endlich kommen Lukas und Marlene, die ersten Leute die ich nach diesem Jahr sehen (also Leute die ich kenne).
Es ist ein schönes Wiedersehen, als wäre man nie weggewesen.
Wir gehen gleich auf dem Markt essen und gleich noch einmal zum Cristo hinauf und früh schlafen, weil morgen geht es früh los nach Machu Picchu!


Die drei Reisenden

25. Juli - Reise nach Machu Picchu


Unsere Organisation war eine günstige, das macht sich in gewissen Dingen doch bemerkbar.

Zum Beispiel kommen wir zum abgemachten Zeitpunkt zur Agency, die geschlossen ist. Verspätet kommt der Chef und bringt die Eintrittstickets. Aber nur meines ist richtig, die anderen hat er vertauscht. Er wird sie per Fax an unser Hostal dort schicken. Kein Problem.
Ach, und das mit dem Studententarif hat leider nicht geklappt. Aber das mit der bolivianischen Residenz schon. Das Geld kannst du später holen kommen.
Jetzt muss ich aber los, jemand wird euch abholen.

PS: Das Hostal hatte kein Fax, also mussten wir das Ticket bei einem grantigen Tourismusbüroangestellten ausdrucken lassen. Auch mein Geld hab ich wieder bekommen, aber auch das war eine Odyssee.


Der Weg nach Machu Picchu führt über Pässe

Um 8 Uhr fahren wir los, 6 Stunden über Pässe und am Ende eine Dreckstraße das Tal hinein wo Machu Picchu liegt. Die Straße fühlt sich an wie die Death Road in Bolivien und die Busfahrer sind ziemliche Adrenalinjunkies, also da wird schon über die Kuppe in der nicht einsichtigen Kurve ein LKW überholt.
Überall in den Dörfern haben sie Rikscha-Taxis, was ich sehr cool finde.


Kleine Essenspause mit Lukas

Der Bus endet in Hidroelectrica, von dort gehen wir zu Fuß neben den Schienen des Zuges bis Aguas Calientes, oder „Machu Picchu Pueblo“ (Machu Picchu Dorf).
Es fühlt sich an wie Pilgern, so viele Leute gehen hier. Ab und zu kommt ein Zug vorbei.
Das heilige Tal, Valle sagrado, ist wirklich wunderschön, mit eine Traumhaften Fluss und grünen Hängen, dazu die idyllische Zugstrecke. Das allein ist schon fast den Trip wert.


In der Richtung ist das Ziel!

Alle pilgern entlang der Schienen

Das heilige Tal ist wunderschön

Um 6 Uhr abends kommen wir an in Aguas Calientes und man wird förmlich erschlagen von schick und schnieke, diese Wörter reichen nicht ansatzweise um das zu beschreiben. Am Eingang liegen die ganzen 5-Sterne Hotels. Unser Hostal ist zwar günstig aber auch sehr nett.

Der schicke Bahnhof in Aguas Calientes

Dort weise ich die beiden in der Benutzung der Kokablätter ein. Diese haben viele gute Eigenschaften. Sie sind aufputschend wie Kaffee, man erträgt mehr Sonne, Hunger und Durst und es hilft eben auch gegen die Soroche (Höhenkrankheit).

26. Juli - Machu Picchu!

Wir haben nur noch ein Nachmittagsticket ergattern können, das ist uncooler, weil man nicht oben den Sonnenaufgang und die sich verziehenden Nebelwolken sehen kann und weil man es nicht mehr zum Bus schafft, also noch eine Nacht bleiben muss.
Wir gehen die Tickets drucken und dann suchen wir die Stiege die hinaufführt.
Es gäbe auch einen Bus der einen für 15€ auf Serpentinen hinauf und herunterfährt.

Am Weg kommt man am Müllzentrum vorbei (dort muss jeder der ankommt oder zu Machu Picchu geht durch). Der Müll wird per Hand in riesigen Bergen aus dem Dorf hier hergekarrt. Sieht wahnsinnig anstrengend aus.


Natürlich wird viel Müll produziert, und von Hand abtransportiert.

Wir gehen gemütlich und mit einer Kokabacke die Treppen hinauf, während wir andauernd von total gestressten Touristen überholt werden, die an uns vorbeisprinten.
Wir holen sie aber immer wieder ein wenn sie wieder mal eine Pause machen weil ihnen die Luft wegbleibt.

Die steilen Treppen den Berg hinauf
Die Steintreppe (nicht von Inkas erbaut!)


Die Temperatur ist angenehm kühl, gut für Sport, und in der Sonne angenehm warm. Aber Achtung, Sonnenbrandgefahr!

Oben ist schon eine Menschenmasse die auf den Einlass wartet. Theoretisch kommt man nur mit Führer hinein, aber insgesamt ist das nur ein riesiges Chaos.
Wir gehen mit unserem Guide, steigen ein paar Stiegen und kleine Wege hinauf und BOOM, plötzlich stehst du an dem magischen Ort von dem du schon tausend Fotos auf Facebook gesehen hast. Und es ist wirklich so ein toller magischer Anblick wie du dir immer vorgestellt hast. Alle Inkommoditäten des Weges bis hierher haben sich an dem Punkt echt gelohnt.
Ein bisschen zerstört wird das Ganze natürlich von der Fotowut, ich nehme mich da jetzt nicht aus.


Das Beweisfoto

Inklusive glücklichem Bergsteiger

Danach trennen wir uns vom Guide, denn wir haben viel Zeit und wollen uns noch ein paar Dinge ansehen.
Zuerst gehen wir zur Inkabrücke auf einem sehr netten kleinen Weg. Fast niemand geht hier her, obwohl es nur ein kleiner Abstecher ist. Aber Touristen sind sehr an Hauptströme gebunden und man kann dem eigentlich sehr schnell entkommen.
Man sieht auch ins Tal wo wir gestern gewandert sind.

Netter Wanderweg zur Inkabrücke

Inkabrücke - Kann im Notfall schnell abgebaut werden
Blick auf unsere gestrige Wanderung

Dann gehen wir hinauf zum Sonnentor von wo man toll den Sonnenaufgang ansehen kann.
Das ist schon eine kleine Wanderung. Immer wieder unterbrochen von Lamas die hier herumstreunen.

Lamas gibt es überall
Auch am Wanderweg. Achtung, spuckt! Nicht?

Oben angekommen bietet sich ein toller Ausblick über die Ruinenstadt Machu Picchu (bedeutet zu Deutsch „alter Gipfel“) und den ikonischen Berg dahinter, den Huayna Picchu (neuer Gipfel).
Machu Picchu vom Sonnentor aus


Hier kommen auch von der anderen Seite die Wandertouren an, die sein mehreren Tagen unterwegs sind.
In diesem Moment sind wir am höchsten Punkt dieses Ausflugs, das bedeutet von jetzt an geht es nur noch Stufen hinunter, das ist angenehm.
Also machen wir uns auf in die alte Stadt.


Die wurde von den Inkas im 15. Jahrhundert erbaut, nach Ankunft der Spanier aber wieder verlassen. Zu Blütezeiten haben bis zu 1000 Menschen dort gelebt. So gut erhalten ist sie, weil die Spanier sie nie entdeckt und geplündert haben. Erst von 100 Jahren wurde sie wiederentdeckt und zur Sensation.Heute kommen täglich 2500 Touristen um sich die bekannteste Stätte der Inkas anzusehen.
Gut erhalten ist es wirklich. Nur die Dächer fehlen auf den Steinhäusern. Mit denen könnte man glatt wieder einziehen.

Die gut erhaltenen Steinhäuser

An den Ausblick kann man sich gewöhnen
Die Steine sind unglaublich genau behauen, dadurch kamen sie ohne Mörtel aus, es ist nur alles genau und perfekt eingepasst.

Perfekt gehauene Steine erlauben lange Lebensdauer



Der obere Teil der Stadt wo die Oberschicht gelebt hat sind wirklich winzige Häuschen. Weiter unten wo die Bauern gelebt haben sind die Häuser groß, aber waren wahrscheinlich sehr voll bewohnt.
In der Stadt selbst und überall rundherum sind die typischen Terrassen, die zum Anbau von Lebensmitteln gedient haben.
Die Plackerei der Bewirtschaftung stelle ich mir auch schwer vor.


Die Agrikultur-Terrassen

Terrassige Stadt

Auch in der Stadt ist es voller Terrassen

Den Inkas ging es in der Hinsicht verglichen mit den anderen Völkern der damaligen Zeit gut. Denn durch die Landwirtschaft hatten sie viel zu essen, die anderen haben viel gehungert, was unweigerlich zu militärischen Auseinandersetzungen geführt hat.

Nun aber aus die Maus, wir machen uns ziemlich fertig wieder an den Abstieg, recht flott bergab aber beanspruchend für die Beine.


Conclusio

Es sind wirklich, wirklich viele Leute dort. Aber aus gutem Grund. Der Ort ist wirklich magisch und wunderschön, sowohl die Lage, die Landschaft als auch die Stadt an sich.
Toll finde ich auch, dass es so abgelegen ist. Um hinzukommen muss man ein Abenteuer bestreiten, viel wandern. Es ist nicht nur ein Nachmittagsausflug.
Trendy ist der Ort natürlich hauptsächlich bei jungen Europäern, Erwachsene Leute sieht man nicht sehr oft.
Also, wenn man die Möglichkeit hat und Unannehmlichkeiten nicht schert, dann kann ich die Reise nur empfehlen.



Ein wunderschönes Abenteuer

27. Juli - Rückreise nach Cusco

Wir schlafen aus, und sehen uns dann noch einmal das Dorf etwas an.
Was mir nicht sofort bewusst aber eh logisch ist, es gibt hinter dem Tourismusdorf noch einen Dorfteil wo die Einheimischen und Arbeiter wohnen.
Und hier sieht man auch die Gegensätze sehr gut von wie die Leute wohnen und wie die Touristen einquartiert werden.


In einem Haus wohnen die peruanischen Arbeiter, im anderen die Touristen.

Vor lauter Schauen sind wir etwas spät dran und müssen uns beeilen um den Bus zu erwischen.
Kurz vor Ende ist eine Brücke die gerade gesperrt ist, weil die gereinigt wird. Wir haben noch 15 Minuten.
Fast pünktlich kommen wir aber beim Bus an. Dort sind wieder tausend Leute und 100 Busse.
Aber sie rufen deinen Namen, also findet man doch den Richtigen.


Warum seid ihr so spät dran?“, fragt die Frau. „Und eigentlich habe ich euch gestern erwartet, wir haben lange mit dem Bus auf euch gewartet!“ (Da hat wohl die Agency wieder mal versagt).
Der Bus ist also schon voll, aber nach längerem Hin und Her findet sie uns Plätze in einem Anderen.
Eigentlich wollten wir in der Nacht von Cusco direkt nach Puno am Titicaca See weiterfahren.
Aber mit all den Verspätungen geht sich das nicht ganz aus, also bleiben wir noch eine Nacht im selben Hostal in Cusco.
Dort bekommen wir ein Zimmer das eigentlich reserviert war.
Er ist bisher nicht aufgetaucht, also gebe ich euch das Zimmer.
Na dann.


Bald geht es weiter mit Teil 2!


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