11. Eintrag


Am Ende gibt es ein Video!

Schulbeginn und erste Monate 

Frisch heimgekommen aus den Sommerferien, noch alleine Zuhause, und schon eine schöne Überraschung. Unser Garten ist wahrhaftig grün geworden! Fast überall ist Gras oder etwas Grünes zu sehen. Das klingt für jemanden in Europa jetzt vielleicht nicht sehr unglaublich, aber Gras gibt es hier fast nicht. In gut gepflegten Innenhöfen gibt er hie und da ein Stück Rasen, zum Ansehen! Betreten verboten.
Ich vermisse das Gefühl im Gras zu liegen…

Ein grüner Garten

Leider weiß ich, dass dieses Vergnügen von kurzer Dauer ist, denn die Burschen vom Internat werden, wenn sie wiederkommen, alles kurz und klein hacken.
Denn im Gras verstecken sich gemeine Dinge wie Schlangen, Spinnen oder anderes Getier.

Wir müssen wieder arbeiten, wobei das eher als „arbeiten“ zu sehen ist.
Die Zeit müssen wir in der Schule verbringen, doch dort gibt es nicht wirklich viel zu tun. Auch sind gerade kaum Leute da. Zwei Schülerinnen, die sich durch das Dortbleiben, Putzen und Aufpassen ihre Schulkosten sparen können, und dazu noch eine Aufpasserin.
Ich koche öfters dort; Marillenknödel, auch Experimente mit Erdbeer/Schoko/Beerenknödeln und Kaiserschmarren. Die Kinder freut‘s! Obwohl ihnen eine süße Hauptspeise eher suspekt ist...
Erst im Ausland findet man heraus wie sehr man gewisse Dinge in seinem Heimatland mag.

Zwetschkenknödel


Kaiserschmarrn


Zwei Wochen verbringen wir jetzt so, ich freue mich wirklich schon, wenn die Schule wieder losgeht.
Zuhause backe ich Kuchen, wir machen auch einmal einen Pizzakuchen (Pizza in mehreren Schichten), Bröselnudeln (die ziemlich in die Hose gehen).
In der Schule gibt’s auch leckere Sachen, zum Beispiel Kuhschädel.
Bröselnudeln

Pizzakuchen

lecker lecker Kuhschädel

Januar ist jetzt noch ziemlich Sommer, das heißt viel heiß und viel Regen. Aber letzterer hält sich eigentlich in Grenzen, ich hätte mehr monsunartige Regenfälle erwartet. Aber glaub mir, ich habe es in meinem Leben noch nie so regnen sehen wie hier! Aber das sind dann 10 Minuten hardcore und dann wieder ein paar Tage nichts.
 
Starke Regenfälle

Etwas sehr Besonderes sind aber die Sonnenuntergänge. Wir sind nicht sicher woran es liegt, aber in letzter Zeit sind die Farben jeden Abend unglaublich beeindruckend. Es dauert nicht lange, aber diese Dämmerungszeit zeigt ein wahres Farbspektakel ohnegleichen.  Leider lässt sich das als Foto nicht wirklich zeigen, aber ich denke du kennst den Anblick.
Auch die Wolkentürme sind gigantisch und sehen aus wie Berge. Ganz anders als das unförmige Dauergrau in Wien.

Wundervolle Sonnenuntergänge

und Sonnenaufänge

Die Kathedrale im Abendlicht


In unserer Freizeit spielen wir gerne Spiele, es gibt ein Siedler und Carcasonne von früheren Freiwilligen, und Kartenspiele sowieso.
Wir beschließen außerdem ein Rummy-Kup aus Holz zu bauen.
Das passiert langsam und in Schritten, aber wir schaffen es.
Zuerst schneidet David die Steine aus einer Holzleiste, wie schleifen sie, bemalen sie, stanzen die Nummern ein und malen auch die an, dann baut David noch passende Ständer und fertig!

Selbstgebautes Rummy-Kup

Die Arbeit hat sich auf jeden Fall gelohnt, wir benutzen das Spiel fast täglich.
Wo wir gerade bei Holzdingen sind, wir haben einen Kerzenständer erstanden, den ein Schüler in der Carpinteria (Schreinerei) gemacht hat. Diese wird von einem Österreicher geleitet, und dort arbeiten unser Mitbewohner JB und Lucile, die Franzosen (unter anderem eben als Professoren).
Besagter Kerzenständer sieht mittlerweile recht ansehnlich aus!
Unser Kerzenständer im used-look

Im Gegenteil zu dem ewig wachsenden Kerzenständer gehen Caspar, JB und ich Haare schneiden, noch rechtzeitig vor Schulbeginn.

Friseur - vorher/nacher

Tiere

Wie immer ein paar interessante Geschichten mit Tieren.
Einmal will ich in meinen Schuh steigen und denke mir da hängt irgendeine Spinnwebe drinnen, also gehe ich ins Licht. Nein, da hat sich wohl ein anderer Kumpan eingenistet. Zum Glück bin ich nicht reingestiegen! Von nun an schaue ich immer in meine Schuhe!
Fledermaus in meinem Schuh

Eine Ameisenkolonie hat beschlossen meine Wattestäbchen sind ein guter Ort um ein neues Zuhause zu bauen.. leider..



Ameisenkolonie in meinen Wattestäbchen

In der Schule beginnt erneut eine diesmal sehr kurze Raupenepidemie. Aber wenn sie in Schlange über den Weg gehen ist das schon ein Anblick!
Raupenschlange
Zuhause fängt JB ein interessantes Insekt. Es sieht mehr aus wie ein Krokodil und wir verstehen nicht ganz wo vorne und hinten ist.
Krokodil-insekt

Außerdem ist ein Hase bei uns eingezogen. Eines Tages saß er glücklich in unserem Garten und fraß das Grünzeug, als wir ihn mit einer Karotte gefüttert haben hat er wohl beschlossen es gefällt ihm, und er bleibt jetzt da. Stört uns nicht, Gesellschaft ist immer nett!
Unser Hase

Eine Katze hat beschlossen sie bekommt ihre fünf Babys im Kleiderschrank von einer der Volontärinnen im Internat gegenüber. Aber irgendwann sind sie dort ausgezogen und bei uns im Garten eingezogen. Jetzt haben wir süße Katzenbabys die herumtollen. Unglaublich süß!
Die süßen Katzenbabys

Pferde allein auf der Straße - so etwas sieht man in Österreich selten.

Pferd allein unterwegs

Ein recht nerviger Hund macht es sich gerne bei uns bequem, und es ist schwer ihn davon zu überzeugen, dass es bessere Orte gibt.

Hund zu Besuch


Visum

Ja das Visum… In Österreich haben wir ein Visum für 180 Tage bekommen. Man musste die richtigen Dokumente mitbringen, aber an sich war das eine Sache von einem Tag.
Hier andererseits spielt die Bürokratiertrommel großes Konzert.
Wir fahren mittlerweile das vierte Mal nach Santa Cruz (das sind 400km ein Weg) und kommen dort Stück für Stück unserem Visum näher.
Zum Glück haben wir unsere Helferin Noni, die sich auskennt. Aber es ist immer eine Sache die so abläuft. Wir gehen zum Amt XYZ und setzen uns dort hin, geben dann unseren Ordner mit den ganzen Kopien und Dokumenten die wir schon haben ab, die Angestellte stempelt fröhlich vor sich hin, es gibt ein paar Fingerabdrücke, Unterschriften und Fotos zu machen und dann die Auskunft „In etwa 2 Wochen ist das fertig, dann können Sie zu Amt ABC gehen und dort das nächste Ding machen“:
Aus 2 werden dann 4 Wochen und wir fahren wieder hin, um eine Stunde im Amt zu verbringen.
Naja, zumindest haben wir so ein bisschen bezahlte Ferien in der Stadt und kommen aus San Ignacio heraus.
Man sieht auch immer witzige Dinge, wie eine Familie die ihren Umzug mit einem Taxi macht, und auf der mittleren von 3 Spuren vor dem großen Busterminal beginnt alles auszuladen. Da wundere man sich nochmal über Verkehrschaos.

So kann man auch umziehen

Manchmal gehen wir bei der Gelegenheit auch in die Ventura Shopping Mall, eine sehr überirdische Erfahrung. Auf gefühlte 3°C heruntergekühlt und nur reiche Leute.
Dort sehen wir tolle „Sunglasses“ in der Damenauslage.
Und leicht verschwenderisch verpackte Vanilleschoten (das heißt eine Schote pro Glas).
Sexy modische Sonnenbrille

Vanilleschoten - Eine Schote pro Glas

Am Busterminal

Schule beginnt

Internatsschüler am Weg in die Schule - mit Schuluniform   © Caspar Conradi

Endlich!
Aber holla die Waldfee, wer sind die ganzen Schüler? Ich kenne kaum ein Gesicht.
Das erste Wochenende ist Karneval, also haben sich viele alte Schüler gedacht sie nehmen sich noch eine Woche frei. Nicht so schlimm.
Die Neuen sind natürlich alle brav da! Und es gibt viele!
Der Wechsel von einer Schule zur anderen ist nicht schwer und auch nicht unüblich.
Aber auf der sozialen Ebene verstehe ich es nicht…All seine Freunde und die bekannte Umgebung aufzugeben, aus keinem schlagkräftigen Grund.
Manche werden schwanger (das ist schon ein triftiger Grund) und gehen, andere verlieben sich und gehen, manche mögen einen Lehrer nicht, oder sie brechen die Schule ab um zu arbeiten. 
Wie dem auch sei, viele neue Gesichter und Namen.
Auf dem Weg zum Acto Civico, vorbei am Tontechniker Valentin   © Caspar Conradi


Der erste Acto Civico (bei dem die ganze Schule am Sportplatz versammelt ist) wird von einem witzigen Priester geleitet. Er ist Asiate, und wenn du dir einen Asiaten mit asiatischem Akzent auf Spanisch nicht vorstellen kannst, lass mich die sagen, es klingt humorös!
Acto Civico mit Priester

Alle neuen Schüler werden „getauft“, also mit Lehm beschmiert, bekommen aber Trinken und Essen und werden so in die Familie aufgenommen.

 Stundenplan

Caspar und ich bekamen schon letztes Jahr die Aufgabe, den Stundenplan für dieses Jahr zu machen. Jetzt (Mitte März) ist er noch immer nicht fertig.
Das hat einige Gründe.

Erstens haben wir etwas spät begonnen, aber als es so weit war haben einige Dinge gefehlt.
Wir haben ein Programm, dem man alle Informationen füttern kann, und es spuckt Stundenpläne aus. Die kann man noch überarbeiten und fertig.
Das Schlüsselwort hier ist Information, denn an der hakt es.
Viele Dinge werden geändert, Lehrer wechseln Klassen, wechseln Fächer die sie unterrichten, zwei Lehrer sind auch gegangen (einer ein Monat nach Schulbeginn), ergo werden auch viele Sachen umverteilt oder gestrichen.
Das Stundenplan-Chaos
Ein Problem sind auch die technischen Fächer (Kochen, Nähen, Töpfern, Weben). Denn die haben besondere Zeiten wo sie sein müssen, aber es geht alles nocht so ganz auf. Denn der Samstag wurde nun auch gestrichen, dafür eine 0. Stunde in der Früh eingeführt um das zu kompensieren.

Und jedes Mal, wenn wir denken wir haben jetzt einen guten Stundenplan kommt die Direktorin vorbei und sagt uns welcher Lehrer jetzt doch dieses Fach nicht unterrichtet oder was wir sonst umkrempelt müssen.
Also eine insgesamt recht chaotische Sache.
Wir leben jetzt mit dem vorübergehenden Stundenplan, aber hoffentlich wird der echte auch noch irgendwann fertig. Sind ja erst 6 Wochen!
Edit: Es ist nun Anfang April, und wir haben endlich einen halbwegs vernünftigen Stundenplan beisammen. Also fragen wir die Direktorin ob wir ihn jetzt wechseln werden. „Nein“, antwortet sie. „Ich glaube es ist einfacher wenn wir bei dem alten bleiben“.
Na vielen Dank. Ich will nicht wissen wie viele Stunden wir (hauptsächlich Caspar) in den Sand gesetzt haben. Aber so läuft der Hase, Pläne ändern sich.

Karneval

Das erste Wochenende ist wie gesagt Karneval, eines der größten Feste hier.
Jemand hat aber die Idee auf ein Musik-Festival zu gehen. Das ist im Urwald neben Samaipata (dort waren wir in den Ferien schon), ein paar Stunden von Santa Cruz.
Irgendwie bin ich froh dem Rummel zu entgehen, andererseits etwas schade, das zu verpassen.
In dem Tal im Hintergrund war das Festival

Das Festival ist im Endeffekt aber eher ein Campingurlaub. Wobei Caspar und ich kein Zelt auftreiben, also eher ein Hängematte-Urlaub. Die Konstruktion hat sich aber sehr gut bewiesen! Wir waren trockener als alle im Zelt!
Das aber nur dank Caspars blauer Plane, ich wäre etwas zu blauäugig wohl in meiner Hängematte ertrunken, hätte er nicht geteilt.
Daher kommt auch die interessante doppelstöckige Bauweise.
Unsere tolle doppelstöckige Hängemattenkonstruktion


Die Musik ist so-lala elektronische Musik, wir tanzen am Abend auf dem matschigen Platz. Besser sind die Feuer die wir mühsam im nassen Urwald entfachen. Dort kochen wir Stockbrot, Salate und auch Pizza.
Eines Abends verewigt mich ein netter Typ auf einem Stück Leinwand.

Mein Zwilling?


Auf dem Heimweg bekommen wir aber noch eine Ladung Karneval ins Gesicht. Viele Kilometer stehen neben der Straße Kinder und Jugendliche und bewerfen alle Autos mit Wasserbomben oder Schlamm. Einige erwischen uns durchs offene Fenster recht zielgenau.


Nun ist es Zeit, David verlässt uns. Nach einem Jahr in Bolivien wo er privat bei einer deutschen Familie und dann der Schreinerei gearbeitet hat, hat er genug und kehrt zurück nach Deutschland.
Er war uns ein guter Freund und treuer Besucher an Samstag-Abenden. Wir werden ihn vermissen!


Die erste Zeit in der Schule ist recht überladen mit Events. Da gibt es die Plurinationalen Spiele (dazu später mehr), den Tag des Verlustes des Meeres von Bolivien mit Aufmarsch und unserer Band, Vatertag mit allen Vätern, den Via Crucis (Weg des gekreuzigten Jesus) wo unsere Schule die Schauspielarbeit übernimmt und viel üben muss.
Die Spiele sind ein bolivienweites Sportevent, bei dem fast alle Schule teilnehmen.
Es gibt die Kategorien Athletik, Basketball, Volleyball, Fußball (Halle und Grasfeld). Je ein Männer und Frauenteam pro Schule und Sportart.
Ich trainiere das Volleyball Team (nur Mädchen, die Burschen wollten nicht) und Caspar trainiert die Basketballteams.

 Mittagessen im Internat   © Caspar Conradi

Nach einem langen Arbeitstag und Lehreressen   © Caspar Conradi

Volleyballtraining und Nachhilfe

Nun habe ich nahe Null Erfahrung im Training eines Sportteams, aber so schwer kann das doch nicht sein. Ich komme aus einer Familie von Sportlehrern, das muss doch abfärben.
Training ist für mich jeden Tag nach Schulschluss für eine Stunde und samstags.
Das für etwa 6 Wochen, um bereit zu sein. Andere Schulen nehmen die Sache noch ernster und Trainieren seit Schulbeginn täglich mehrere Stunden. Viele haben aber auch schon professionelle Teams und größere Spieler. Aber wir machen trotzdem mit, allein für den Spaß.
Ich haben etwa 15 Spielerinnen die ich trainiere. Also von körperlicher Ertüchtigung über Technik Theorie und Übung bis zu spielen.
Ich kann zwar Volleyball spielen, aber es zu unterrichten ist schon etwas anderes.
Aber ich bin recht glücklich mit meiner Aufgabe, es macht mir Spaß.
Und ich lerne selbst ein bisschen strenger und härter zu sein, etwas das mir nicht sehr liegt, aber es ist notwendig um pubertierende Jugendliche bei der Stange zu halten.

Volleyballtraining   © Caspar Conradi

Im schönen Abendlicht   © Caspar Conradi

Dadurch verbringen wir jetzt sehr viel Zeit in der Schule. Von 8 Uhr morgens bis meistens halb 10 am Abend (das Basketballtraining ist später), das sind über 13h täglich. Danach etwas lesen und schlafen gehen, das ist meine Routine momentan.
Und für insgesamt sechs Wochen. Das heißt am Wochenende habe ich frei, und meine sonstige Zeit arbeite ich eigentlich ununterbrochen.
Wenn Caspar Basketball spielt gehe ich ins Internat und helfe den Mädchen dort mit ihren Hausaufgaben. 
Englischnachhilfe am Abend (ich trage ein traditionelles Kleidungsstück aus der Gegend hier)   © Caspar Conradi

Das ist eigentlich ganz witzig, wenn auch frustrierend und etwas überraschend (das Englisch-Niveau beispielsweise).
Normal machen das Voluntärinnen die im Internat helfen, aber dieses Jahr gab es keine. Im Juli kommen aber wieder welche, wenn wir gehen.
Eine Anekdote: Ein Mädchen schaut beim Aufgaben machen die Uhr an und fragt mich wie spät es ist. „Halb 8“, sage ich, und frage sie ob sie kurzsichtig ist.
„Nein, ich kann die Uhr nicht lesen.“ Das Mädel ist 16 Jahre alt.
Kurz darauf will ich ihr in Mathe erklären was 45:3 ist. In meinem Kopf kann man das toll mit der Stunde erklären, drei Viertelstunden sind 45 Minuten. Aber ja, sie kann ja die Uhr nicht lesen.
So stößt man bei der Lösung von Problemen oft auf andere Probleme.
Alle haben Fragen...   © Caspar Conradi

Das klingt jetzt vielleicht alles etwas brutal und anstrengend, aber mir gefällt es, und wenn man Spaß hat sind die Stunden „Arbeit“ eigentlich irrelevant. Ich bin glücklich so wie es ist!

Am Wochenende besuche ich auch manchmal die anderen Internate und quatsche dort mit den Kindern oder koche für sie (Marillenknödel funktionieren mittlerweile recht gut!)

Lecker österreichische Marillenknödel!   © Caspar Conradi


Zuhause haben wir ein neues Experiment: Sauerkraut.
Anscheinend ist das gar nicht schwierig, quasi nur Kraut stampfen und ein Monat stehen lassen. Wir sind gespannt wie es wird!

Außerdem gilt es langsam die Reise nach diesem Jahr zu planen. Ich werde mit einigen Freunden die herkommen ein Monat durch Peru und Ecuador reisen. Das muss geplant und Flüge gebucht (und leider selbst bezahlt) werden.

In der Schule sind wir immer gut beschäftigt. Der Computer der Sekretärin und der Administratorin haben gleichzeitig den Geist aufgegeben und müssen neu eingerichtet werden.
Außerdem gibt es einen Film über die Schule, der neu gemacht und verlängert werden muss.
Ach, und eine neue Website für die Schule werden wir auch machen.
Den Stundenplan erwähne ich jetzt gar nicht.
All das wird bei endlos dauernden Lehrertreffen besprochen.
Eines der vielen Lehrertreffen   © Caspar Conradi

Man lernt sehr gelassen mit viel Druck umzugehen und so kommen wir eigentlich gut zurecht.
Den Informatik Unterricht zu halten ist mittlerweile die angenehme entspannende Zeit und macht wirklich Spaß.



Der angenehme Teil meiner Arbeit   © Caspar Conradi

Ein Ex-Schüler hat auch einen göttlichen und sehr bolivianischen Kurz-Spot über die Schule gemacht, sieh selbst:

   © Joel Socore

Fahrrad

Mein tolles Second-Hand-Fahrrad ist bald wieder neu, so viele Teile habe ich schon gewechselt.
Von Bremsen über Sattel, Pedale, Zahnräder, etc.
Dazu gehen wir zur Bicicleteria, dem Fahrradreparateur.
Der hat recht steinzeitliche Reparaturmethoden, aber es ist witzig ihm zuzusehen.
Sein Lieblingswerkzeug ist der Hammer, mit dem kann man eigentlich alles reparieren.
Das hintere Zahnrad ist bei mir kaputt, und man kann es irgendwie herausdrehen, mit dem Hammer und einem Meissel kann man in Löcher schlagen und es dreht sich heraus. Theoretisch. Irgendwann sieht er ein, dass das nicht funktioniert. Also die Flex. Die geht aber grade nicht, also repariert er diese kurz bevor er mein schönes Zahnrad aufflext. Dann kommt ganz flott ein neues drauf und fertig. Kosten: 3€.
Ich liebe den Typen!
Der Fahrradflicker flext mein Zahnrad auf

Einige Tage später fahre ich glücklich mit meinem nun wieder funktionstüchtigen Untersatz nach Hause als plötzlich mein Hinterreifen explodiert. Und ja, ich bekomme nicht einfach einen Platten, der Reifen explodiert mit einem lauten Knall, der Mantel wird aufgerissen. 
Geplatzter Mantel

Nun.. Glücklicherweise hat Caspar noch einen alten Mantel und so flicke ich mein geliebtes Fahrrad. Wieder.
Kurz darauf gibt der Vorderreifen (leise) den Geist auf.
Wenn ich nach Hause fahre hinterlasse ich wahrscheinlich ein komplett neues Fahrrad…

 Vatertag

Am 19. März feiert Bolivien den Dia del padre, also Vatertag. Ein Acto wird organisiert, mit viel Hingabe und Zeit. Es werden drei Tänze, drei Lieder, drei Spiele und Essen und Trinken für alle präsentiert. Das Buffet erstreckt sich von Empanadas, Popcorn, Süßigkeiten, Torte, Broten über Bananenpüree und Chicha (ein Maisgetränk).
Von den erwarteten 80 Eltern kommen etwa 30, ein bisschen schade.
Auch ist die Stimmung getrübt weil gar nicht wenige keinen Vater mehr haben oder nicht kennen.
Wir haben wieder einmal die Aufgabe den Sound zu übernehmen. Ganz bolivianisch kommt während dem Event eine Schülerin: "Wir brauchen jetzt gleich Musik, irgendwas gutes zum Tanzen". Dann hast du 30 Sekunden etwas passendes zu finden, dauert es zu lange sehen sich 300 Leute erwartungsvoll an.
Vorbereitungen laufen heiß   © Caspar Conradi

Die Väter spielen

Die Kinder tanzen

 Ostern

Ostern ist hier! Das bedeutet Ostereier anmalen, Schokohasen verstecken und Süßigkeiten suchen! Nicht.
Nicht in Bolivien, diese Traditionen gibt es hier nicht. Man geht fromm in die Kirche und isst einen Osterstriezel, aber damit hat sich’s auch schon wieder.
Ich gehe am Gründonnerstag mit den Mädchen aus dem Internat in die Messe, um es selbst einmal zu erleben.
Im Prinzip ist es nicht sehr anders als bei uns. Ein bisschen weniger Predigen und mehr singen und beten, aber insgesamt eine schöne Erfahrung, wenn auch etwas einschläfernd.
Vor der Kirche erwartet mich aber eine Überraschung. Die Kirche war gestopft voll (hier ist ein Unterschied!), aber der ganze Hauptplatz ist ebenso gestopft voll, ich habe hier noch nie so viele Menschen auf einem Platz gesehen. Alle die es nicht mehr hineingeschafft haben warten draußen.
Wir gehen wieder ins Internat zurück und essen wie gesagt unseren Osterstriezel mit Kakao (also Schokopulver in Wasser).
Man stelle sich nun vor: 80 pubertierende Mädchen plus etwa fünf Betreuerinnen/Volontäre/etc. Das muss eine ordentliche Geräuschkulisse abgeben.
Falsch gedacht. Es ist mucksmäuschenstill, kein geklimpert, kein Geflüster, kein nichts. Man könnte sprichwörtlich die fallende Nadel hören. Ich bin einerseits beeindruckt von der Disziplin, andererseits verunsichert von der seltsam anmutenden Situation.
Am Karfreitag gibt es noch ein Event, den Via Crucis Viviente, also den Kreuzweg Christi. Dieses Jahr wurde unsere Schule eingeteilt ihn darzustellen. Wochenlang proben die Jugendlichen den als Theaterstück inszenierten Kreuzweg.
Die Kostüme werden natürlich selbst geschneidert und gebastelt.
Am großen Tag beginnen wir etwa fünf Blocks von der Kirche entfernt und nach und nach werden die 14 Stationen dargestellt, dabei gehen Schauspieler wie Publikum langsam in Richtung Kirche.
Ich bin der Sound-Typ, rolle also den portablen Lautsprecher, der das eine Handmikro das sich alle teilen verstärkt.
Einer der Soldaten hat sogar sein Pferd mitgenommen und reitet vor Jesus mit dem Kreuz her.
Das Theaterstück ist ein großer Erfolg, eine wirklich schöne Inszenierung. Und als es zu regnen beginnt und das Publikum unter die Dächer flüchtet bleiben Schauspieler sowie der Rest der Schüler beinhart im Regen stehen und ich bin einmal mehr beeindruckt von ihrer Zähigkeit (wenn sie wollen).
Jesus wird ausgepeitscht
Jesus fällt mit dem Kreuz. Die römischen Soldaten eskortieren ihn zu seiner Kreuzigung (Rechts stehe ich in blau-weiß mit meiner Box)


Jesus wird (im Regen) gekreuzigt

Dia del Mar

Der 23. März ist der Tag des Verlustes des Meeres, als Ende des 19. Jahrhunderts Bolivien seinen Meerzugang in einem Krieg mit Chile an dieses verloren hat.
Es gab dann einen Vertrag, der besagt, dass Bolivien ein Anrecht auf einen Meerzugang hat. Und heute, nach 150 Jahren pochen sie noch immer darauf und das ganze Land gedenkt, es werden Verhandlungen geführt und wir machen natürlich wieder einen Aufmarsch aller Schulen.

Dafür wird fleißig von der Band geprobt.
Die Band probt mit Marschieren   © Caspar Conradi

Alle Schüler San Ignacios versammeln sich

 Sonstiges...

Zwei lustige Dinge habe ich gefunden:
Erstens gibt es neuerdings einen H&M in San Ignacio.
H&M?

Und zweitens hat sich anscheinend auch der Nordische Donnergott hier niedergelassen und geht jetzt einer anderen Beschäftigung nach.
 
Nordischer Donnergott im Auslandsjahr?

Noch ein Wort des Dankes an meinen Kollegen Caspar für die tollen Fotos!

Hier der kurze Film mit einigen Eindrücken:





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