Reiseblog 6 - Heimreise (Cochabamba, Christo)

Cochabamba und Heimreise (Christo-Statue)


Am Ende gibt es zwei Videos!

Ich stehe früh auf um mir den Sonnenaufgang anzusehen. Der ist aber so unspektakulär dank der Bewölkung, dass ich mich wieder hinlege.

Von nun an beginnt der Heimreisemarathon.
Ich werde mit Schiff, Bus und drei Nachtbussen in etwa 3 Tagen nach Hause fahren.
Um halb 11 geht es mit dem Boot zurück nach Copacabana. Dort bekomme ich nur einen Sitz in Freien, und direkt beginnt es natürlich zu regnen.
Dafür wird die Reise versüßt, denn ich treffe Lucas, einen jungen Argentinier. Er reist auch nach La Paz und dann über Uyuni wieder nach Argentinien.
Nun bei den Argentinierinnen in Uyuni dachte ich mir noch nichts, aber nach und nach habe ich so viele Argentinier auf dieser Reise getroffen, ich denke Argentinien stellt die Hälfte aller Touristen in Bolivien.
Wir quatschen im Bus nach La Paz über Reisen, unsere Länder und Politik. Ich bin froh, mittlerweile auch solche Gespräche auf Spanisch führen zu können.
Beim Nachtbus von La Paz nach Cochabamba entscheide ich mich für die Holzklasse um Geld zu sparen.
An Geld wurde gespart, an Schlaf auch. In diesen engen unbequemen Sitzen lässt es sich wirklich nicht toll schlafen.
Das Fenster neben mir wackelt und geht immer wieder auf, sodass mir die kalte Luft ins Gesicht weht.
Mein Plan ist in diesem Moment noch eine Nacht in Cochabamba zu schlafen, zu duschen und mich auszuruhen. Aber die Stadt gibt nicht wirklich genug Material für zwei Tage, daher werde ich doch gleich weiterfahren.
Man kommt mit den Nachbussen meistens so gegen 5 oder 6 in der Früh an. Dann gönnt man sich ein Empanada und einen Kokatee, bevor man sich aufmacht.
Ich spaziere durch die Stadt. Auf dem Plan steht bisher nur die Christo-Statue auf einem Hügel in der Stadt. Es ist (je nach Rechnung, ob mit oder ohne Sockel) mit seinen 40m die größte oder zweitgrößte (die größte wäre dann in Polen, aus 2010) Christo-Statue der Welt. Ja, größer als die in Rio.
Zuvor muss ich aber noch auf Klosuche. Mit ein paar Auskünften finde ich schließlich eine süße Uni mit Toilette. Es ist wie die Uni Wien in Miniformat. Es gibt Fakultäten für jede Studienrichtung, das sind aber jeweils nur kleine Häuser mit wahrscheinlich zwei Räumen.
Es nieselt, trotzdem gehe ich zum Christo weiter.




Es gibt auch eine Seilbahn nach oben, doch ich nehme die Treppe.
Eine lange Treppe! Es sind 1400 Stufen, die ich auf fast 3000m, ohne mir eine Pause zu erlauben, hinaufstapfe.




Ich bin mir wieder einmal nicht sicher, ob ich schwitzen oder frieren soll.
Der Ausblick ist bewölkungsbedingt bescheiden, aber trotzdem ist es schön hier oben.
Cochabamba ist eine angenehme Stadt! Müsste ich wählen, würde ich nach Sucre oder hierhin ziehen. Es ist geordneter und sauberer, das Klima ist angenehmer als bei uns im Flachland.
Um mir den Rest des Tages zu vertreiben beschließe ich ins Kino zu gehen. Ich würde gerne etwas auf Englisch schauen. Der treue Leser kann sich schon vorstellen, wie die Geschichte weitergeht.
Ich besuche insgesamt 6 Kinos, keines hat was ich suche.
Nett finde ich die Auskunft beim ersten Kino. „Nein wir haben keine englischen Filme. Aber vielleicht, VIELLEICHT, dieses andere Kino. Geht einfach raus und nach rechts rauf. Dort über dem Supermarkt ist es“
Einfach raus und nach rechte heißt 15 Minuten Fußmarsch über eine Brücke und 3 große Kreuzungen.
Bei der Kinosuche sehe ich zumindest die Stadt! Die Märkte faszinieren mich überall.
Etwas frustriert gehe ich wieder zum ersten Kino und schauen einfach etwas auf Spanisch, und verstehe eigentlich alles!

Danach fahre ich mit dem Micro zum Terminal um mir ein Ticket für den nächsten Bus zu besorgen. Die Micros sind die gleichen wie in La Paz, alte Schulbusse. Er ist so voll, dass ich außen sprichwörtlich Trittbrettfahre. Ich genieße es sehr! Auch immer im Fahren abzuspringen, wenn irgendjemand aussteigen möchte.


Mercado

Neben dem Terminal gibt es auch einen Markt, einen der größten Südamerikas!Ich habe versucht einige Eindrücke auf Video festzuhalten.
Hier gilt wie so oft das Motto „Wenn schon, denn schon.“


Also wenn man etwas verkauft, dann Massen davon, in allen Ausführungen!
Und wechselt man im Markt von einem Gang in den Nächsten, kommt man in eine andere Welt. Von Computern zu Essen zu Kleidung zu Souvenirs zu Torten zu Werkzeug… Hier kann man wirklich alles finden. Aber sucht man etwas bestimmtes ist es durch das Chaos nicht wirklich einfach die Region zu finden.
Ich verlaufe mich also ein paar Stunden in dem Markt. Dann wird es schon Zeit weiterzufahren!
Ich möchte meinen Rucksack ins Frachtabteil des Busses verfrachten, also frage ich nach. Ja, leg ihn zu dem Haufen da dazu, der kommt in den Bus. 
Na hoffentlich!
Kurz vor Abfahrt schaue ich noch einmal in Richtung Rucksack. Er steht noch dort, als einziger. Also laufe ich schnell hin und zurück und hole ihn an Bord. Glück gehabt!
Im Bus gibt es plötzlich einen Mann der mit einem Mikrofon beginnt einen Vortrag über Gesundheit zu halten. Er erklärt, dass sich viele Leute ungesund erklären, nennt auch ein paar gesunde Smoothie Rezepte und will dann seine Wundermedizin verkaufen.
Die Längste Busfahrt beginnt also! 14h wird es nach Santa Cruz dauern. Dafür kommen wir angenehm um 9 Uhr an, man kann in der Früh sogar ein bisschen die Landschaft aus dem bus betrachten.
Bei allen Vorteilen des Nachtbusses, die Aussicht ist doch etwas, das ich vermisse! Ich kenne kaum Landschaft außerhalb der Städte.

Santa Cruz ist angenehm warm. Ich habe es schon vermisst!
Kurze Hose und T-Shirt kommen erstmals zum Einsatz.
Auch hier verbringe ich den Tag teilweise damit, auf dem Markt herumzustreunen, einfach weil ich nichts Besseres zu tun habe.
Später sitze ich lesend auf der Plaza und werde angesprochen. Als ob diese Plaza ein magischer Ort wäre, hier sprechen mich immer Leute an!
Wir sprechen über unsere Länder, Unterschiede. Viel über Politik. Hier im Okzident ist die Mehrheit sehr contra-Evo (der Präsident, Evo Morales).
Der kommt aus dem Hochland und hilft dort anscheinend mehr. Hier sind die Leute unzufrieden mit seiner schon Beinahe-Diktatur sein 12 Jahren. Er meint, Evo habe viel Geld aus dem Drogengeschäft und kaufe sich alle Leute, sowie Militär und Polizei oder auch Uni-Direktoren.
Jetzt ist gerade eine große Geschichte im Rollen. Ein neues Gesetz, das wenig Sinn macht. Daher gehen sie Leute auf die Barrikaden. Das bedeutet in Bolivien: Bloqueo. Also Straßensperren. Große Fernrouten werden einfach blockiert und der Verkehr lahmgelegt. Es gibt später auch Tage wo alle streiken, und nichts offen hat.
Das Gesetz geht in die Richtung: man kann andere Leute verklagen, wenn sie „Fehler machen“. Sie können auch ihren Titel verlieren. Die Ersten, die sich nun querstellen sind die Ärzte. Wenn jemand unter ihrer Betreuung stirbt oder verletzt oder krank wird, kann man sie als Privatperson verklagen und sie können ihren Doktortitel einbüssen. Doch auch in anderen Berufen wird das große Auswirkungen haben.
Die politische Gespaltenheit des Landes ist wirklich sehr groß.
Seine Meinung tut man am besten mit Graffitis kund. Dort steht dann „Evo Sí“ oder „Evo No“. Man kann keine zehn Schritte gehen ohne ein solches Graffiti zu sehen, al allen Hauswänden. Auch entlang Fernstraßen an Mauern. Und das in allen Regionen Boliviens! Man sieht es ein bisschen im Video.

Noch eine letzte Nacht im Bus und ich bin wieder Zuhause! Es ist ein wunderbares Gefühl! So schön Reisen ist, nach Hause kommen ist auch toll.
Ich kann endlich wieder kochen und backen, nichts tun und entspannen.
Das Zimmer ist etwas feucht und schimmlig, es ist ja Regenzeit und daher noch feuchter als sonst. Dadurch ist aber auch unser Garten das erste Mal schön grün!






Hier die Videos:





Vielen Dank fürs Lesen!



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

10. Eintrag

12. Eintrag

13. Eintrag

Zu Besuch in Bolivien

2. Eintrag