3. Eintrag




3. Eintrag

Am Ende gibt's Fotos!


Erste Woche

Tag 2:

Unser zweiter Tag beginnt damit, dass wir Caspar's Fahrrad vom Busbahnhof abholen. Er hat es im Flugzeug in einem großen Karton mitgenommen und es ist erst später hier angekommen.
Um herumzukommen benutzt man hier die "Motos". Das sind Motorradtaxis die überall herumfahren. Man winkt einem zu und kommt für 50 Cent überall hin.
Vom Busbahnhof zurück gehen wir durch die Stadt.

Es gibt hier eine Musikrichtung, die jeder hört: Reggaeton.
Den unverwechselbaren Beat hört man in Dauerbeschallung. Noch ist es interessant, doch die alten Voluntäre meinen, es wird sehr anstrengend.


Am Nachmittag packen wir die Machete aus und hacken ein paar neu wachsende Bananenstauden in unserem Garten um. Dieser wurde gerade gebrandrodet. Die übliche Vorgehensweise hier, um alles Unerwünschte loszuwerden. Sei es Müll auf der Strasse oder Pflanzen im Garten. Oft riecht man den Rauch von all den Feuern.

Am Abend sieht man wie jeden Tag einen phänomenalen Sternenhimmel. Bei weitem mehr Sterne als bei uns sind sichtbar, außerdem gibt es wenig Lichtverschmutzung und kaum etwas blockiert die Aussicht. Die Milchstraße ist gut sichtbar und in der Hängematte liegend kann man den Ausblick sehr entspannt genießen.

Nach einem selbstgemachten Penne-Abendessen kommen einige Freunde vorbei. Ein Mitarbeiter und eine französische Volunärin aus der Tischlerei und die Tochter des österreichischen Tischlers. Sie bringen Kokablätter mit. 

Aus denen könnte man Kokain herstellen, aber die Leute hier benutzen die Blätter wie wir Kaffee benutzen, als Aufputschmittel.
Man nimmt einfach die Blätter in den Mund, kaut und befeuchtet sie und formt eine Kugel, die in der Wange gelagert wird. Nach ca. einer halben Stunde ausgespuckt wird. Die Wirkung ist nicht sehr stark, man wird aufgeputscht, spürt keine Müdigkeit oder Hunger mehr. Deswegen benutzen viele Arbeiter wie Busfahrer oder Maler die Blätter bei der Arbeit.
Ein Nebeneffekt ist, dass die Wange und Zunge taub werden. Ein sehr gewöhnungsbedürftiges Gefühl.
Wir probieren alle die Blätter und erleben das Gefühl selbst. Zu Musik wird dann getanzt und getrunken.

Mir reicht diese Koka-Erfahrung fürs Erste.

Wir bemerken auch einen neuen Mitbewohner, mit dem wir unser Klo teilen. Der Frosch springt beim Spülen immer in der Kloschüssel herum.
Der Klogang wird ab jetzt immer zu meinem Kinderalbtraum, in dem irgendein Tier mich während dem Sitzen von unten anspringt.
Außerdem leckt die Spülung, das heißt vor der Schüssel steht immer ein kleiner See.


Die nächste Mitbewohnerin sitzt in der Mitte des Zimmers. Eine handtellergroße Spinne. Sie läuft davon und versteckt sich unter meinem Bett, ich hoffe sie mag mich so wenig, wie ich sie.
Spinnen trifft man oft, in allen Größen, auch springende Exemplare. Na hoffentlich erledigen sie wenigstens ein paar Mosquitos.

Tag 3:

Jeden zweiten Samstag gibt es Vormittagsunterricht. So wie diese Woche, danach fahren wir nach Hause. Dauerhaft rennt bei uns Wienern ein österreichischer Schäh. Caspar, der noch nicht so gut Spanisch spricht, redet mit den Kindern einfach auf Deutsch, was schon für einige Insider sorgt.

Kind: "Profe, ayudame!" (Hilf mir!)

Caspar: "Na, wie schau ma aus?"

Er passt sich auch schon an die Mentalität hier an:

"Muss da wurscht sein."

Am Abend lernen wir David kennen, einen Deutschen der für Kost und Logie am Bau eines Jungel-Hotels mithilft. Das ist ein Projekt einer deutschen Familie, es gibt dort auch einige andere deutsche Leute, die wir vielleicht noch kennenlernen werden. Ziemlich müde und ich auch etwas krank gehen wir endlich schlafen. Das erste Mal ausschlafen! Auch wenn die dünnen durchgelegenen Matratzen keinen Traumschlaf zulassen.

Tag 4:

Wir sind alle ziemlich erkältet, ich am schlimmsten. Der Husten und Schnupfen nerven, ich fühle mich schwach. Und so etwas kann sich hier in die Länge ziehen.
Wir schlafen bis 11 Uhr, dann lesen wir fast den ganzen Tag und genießen unser erstes Wochenende.


Auf der Strasse unterwegs geht man einfach irgendwo. Jeder fährt auch irgendwo. Die Strassen sind meistens über 10 Meter breit, also ist genug Platz für alle. Das inkludiert die vielen Strassenhunde, Hühner, auch Kühe und Pferde trifft man manchmal.
Die Damen auf den Motos sind natürlich im Damensitz unterwegs.
Man trifft Kinder, die Softdrinks aus Plastiksackerln trinken. In denen ist hier vieles verpackt, unter anderem die Milch.
Auf dem Bild sieht man die Straße vor unserer Wohnung.








In der Innenstadt gibt es auch asphaltiere Straßen, ein wahrer Luxus.






Wir tragen fast immer lange Sachen. In der Schule wegen unserer Uniformpflicht, also lange schwarze Hosen, geschlossene schwarze Schuhe und weiss oben. Aber es hilft auch sonst gegen die Sonne und Insekten. In der Nacht ist es immer noch kühl, trotz der mittlerweile 35°C am Mittag.

Am Abend besuchen wir Brigitta, eine Schweizerin die hier lebt. Sie arbeitet im österreichischen Café, das der deutschen Renate gehört. Für uns ist sie so etwas wie eine Ersatzoma. Sie verpflegt uns sofort mit Kaffee und Kuchen, danach schauen wir auf dem einzigen deutschen Sender eine grauenvolle Sendung, "Verrückt nach Meer". Die werden wir von jetzt an vermutlich jede Woche schauen. Und lieben?
Die Fernbedienung ist wie viele Dinge in Klarsichtfolie eingepackt, gegen den Sand.

Am Abend kochen wir überraschend gute Palatschinken mit mitgebrachter Marillenmarmelade. Ein bisschen Tradition muss bleiben!

Tag 5: 




Montag, 7:45 ist "Acto Civico". Die Schüler stellen sich militärisch auf dem Sportplatz auf. Eine Klasse macht jede Woche die Moderation.
Sie beten, wie auch beim Mittagessen immer, es gibt ein kleines Schauspiel, einen Spendenaufruf für das Krankenhaus, Gedenken an Opfer und eine Erinnerung der Direktorin, was diese Woche ansteht. Die alten Voluntäre werden verabschiedet und wir werden begrüsst. Hier tragen alle die Schuluniform, auch wir kommen im Hemd.

San Ignacio ist eine sehr junge Stadt. Es gibt sehr viele junge Menschen, und etwa 20 Schulen, bei nur ca. 30.000 Einwohnern. Die Granja Hogar ist sehr günstig im Vergleich zu den anderen, oft privaten, Schulen, viel wird aus österreichischen Spenden oder mit uns "günstigen" Arbeitskräften finanziert.

Tag 6:


Heute sind Fabio und Moritz Freunde in Santa Cruz abholen, das heißt wir haben unseren ersten Tag alleine.
Am Vormittag kommen ungewöhnlich viele Kinder drucken, arbeiten, Powerpoints erstellen. Am Nachmittag haben wir die 4. Klassen, sie müssen ein Word Dokument nach Vorgaben formatieren.

Vor der Kaffeepause sehen wir, dass sich die Kinder versammeln. Neugierig gehen wir mit und bemerken wieder einmal einen Unterschied zu Österreich.
Vieles mutet ein bisschen militärisch an, die Kinder haben mehr Disziplin, es gibt öfter Versammlungen und Reden. Heute haben Eltern neue Tafel-Stifte und andere Utensilien gespendet, und die Direktorin ruft den Kindern ins Gedächtnis, dass diese Dinge teuer und nicht selbstverständlich sind.


Zum Abschluss noch einige Impressionen von hier, aufgenommen von Caspar.


Fotos:



Unser Arbeitsplatz


Schnapsen-Regeln



Computer vom Techniker holen


Staubgeschützte Bildschirme





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